Die ökonomische Herausforderung der zentralisierten Behandlung von Patienten mit periprothetischen Infektionen

Author:

Müller Michael1,Trampuz Andrej1,Winkler Tobias1,Perka Carsten1

Affiliation:

1. Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Abstract

Zusammenfassung Einleitung Die tiefe Infektion ist eine der schwersten Komplikationen der Endoprothetik. Die korrekte Diagnose und adäquate Therapie stellen eine enorme interdisziplinäre Herausforderung dar. Die notwendige Interdisziplinarität und Komplexität der Behandlung erfordert die Therapie in Zentren. Problematisch sind jedoch die hohen Kosten, die bisher noch kaum analysiert und diskutiert wurden. Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Kosten innerhalb eines Behandlungsjahres in einer auf die Behandlung periprothetischer Infektionen spezialisierten Abteilung den Erlösen gegenüberzustellen. Methodik Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der im Jahr 2015 in unserem Centrum für Septische Chirurgie stationär behandelten Patienten anhand der Daten aus dem Krankenhausinformationssystem und des Klinikcontrollings. Die demografischen Daten, die Diagnosen, die Krankenhausverweildauer, die Anzahl der operativen Eingriffe und das Erregerspektrum wurden erfasst und die Kosten der Behandlung ermittelt. Diese wurden den DRG-Erlösen gegenübergestellt. Ergebnisse Insgesamt wurden 281 Patienten im Jahr 2015 aufgrund einer Infektion des muskuloskeletalen Systems behandelt, davon 144 Fälle mit einer periprothetischen Infektion des Knie- oder Hüftgelenks (Verhältnis 1,5 : 1). Die durchschnittliche Verweildauer lag bei 16 Tagen, die mittleren Behandlungskosten pro Tag und Patient bei ca. 820 €. Die Gesamtkosten der 281 Behandlungen betrugen 3,3 Mill. € wovon lediglich 2,7 Mill. durch DRG-Erlöse gedeckt waren (Unterdeckung ca. − 20%). Dies entsprach einem Defizit von 633 000 €, bei einer mittleren Unterdeckung pro Behandlungsfall von 2300 €. Die Unterdeckung war bei Patienten mit einer infizierten Hüft-TEP im Mittel 5-mal (− 8585 €) so hoch wie das Defizit für einen Patienten mit infizierter Knieendoprothese (− 1638 €). Die wesentlichen Ursachen für die hohen Behandlungskosten waren die Liegedauer, Mehrfacheingriffe und die Besiedlung mit isolationspflichtigen Keimen. Zusammenfassung Die zunehmende Zahl periprothetischer Infektionen erfordert die interdisziplinäre Behandlung in Zentren. Die nicht durch das DRG-System gedeckten Kosten verhindern jedoch eine solche hochspezialisierte Behandlung. Einhergehend damit ist ein Qualitätsverlust in der Behandlung. Hier besteht dringender gesellschaftlicher Diskussions- und Lösungsbedarf.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Orthopedics and Sports Medicine,Surgery

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