Affiliation:
1. Klinik für Psychosomatik, Neurologie und Psychiatrie, Zentrum
für Psychiatrie Südwürttemberg, Ravensburg
2. Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie I,
Universitätsklinikum, Ulm
3. Chirurgie, Oberschwabenklinik Wangen
4. Praxis für Allgenmeinmedizin, Waldburg
Abstract
Zusammenfassung
Fragestellung Hält die durch stationär-psychosomatische
Behandlung erreichte klinische Besserung ein bzw. 2 Jahre nach der Entlassung
an? Wie verändert sich die medizinische Inanspruchnahme nach der
Entlassung verglichen mit dem Jahr vor der stationär-psychosomatischen
Behandlung?
Methode Die einwilligende Stichprobe zum Entlasszeitpunkt (N=250)
wird anhand von 6 klinischen, 2 ressourcenbezogenen und 11
versorgungsmedizinischen Variablen zu 6 Messzeitpunkten (Aufnahme, Entlassung
und jeweils 6, 12, 18, 24 Monate nach Entlassung) untersucht. Die
adhärente Teilstichprobe (n=86) und die nicht adhärente
(n=164) Teilstichprobe werden anhand von 25 Variablen verglichen. Der
Verlauf der Zielvariablen wird graphisch anhand von Box-Plots dargestellt.
Bivariate Vergleiche werden mit Mann-Withney-, Wilcoxon- und t-Tests mit
Bonferroni-Korrektur durchgeführt, Vergleiche aller Messzeitpunkte
für die Zielvariablen unter statistischer Kontrolle mit
ausgewählten Kovariaten anhand von multivariaten
Random-Effects-Regressionsmodellen unter Einsatz von multipler Imputation
für Zeitreihen (MICE).
Ergebnisse Die adhärente und die nichtadhärente
Teilstichprobe unterscheiden sich kaum nach Korrektur der Alpha-Inflation. Zwei
Jahre nach der Entlassung sind bei der adhärenten Teilstichprobe alle
Zielvariablen im Vergleich zum Aufnahmezeitpunkt signifikant gebessert
(p<0,001; durchschnittliche Gesamteffektstärke 1,12). Psychische
Symptombelastung und Depressivität haben nach der Entlassung weiter
signifikant abgenommen, Selbstwirksamkeit und Lebenszufriedenheit haben
signifikant zugenommen. In bivariaten Modellen sinken Krankenhaustage,
Arbeitsunfähigkeitstage, Arztbesuche und Medikation ein und 2 Jahre nach
der Entlassung verglichen mit dem Jahr vor der Aufnahme. Multivariate Modelle
mit der Gesamtstichprobe zum Entlasszeitpunkt bestätigen den positiven
Verlauf der klinischen Variablen, zeigen jedoch geringere Unterschiede
für die versorgungsmedizinischen Variablen.
Diskussion Die Limitation durch progressive Dropouts zeigte sich unter
dem Einsatz multipler Imputation verringert. Die anhaltende klinische Besserung
und die Verringerung der medizinischen Inanspruchnahme 2 Jahre nach der
Entlassung sprechen für eine mittelfristige Effektivität der
stationären psychosomatischen Behandlung. Strukturniveau der
Persönlichkeitsorganisation und Neurotizismus sind die besten
Prädiktoren für Ausmaß der psychischen Belastung
über alle Messzeitpunkte hinweg.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology
Cited by
2 articles.
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