Affiliation:
1. Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
2. AniCura Kleintierspezialisten Ravensburg
Abstract
Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Diese retrospektive Studie beschreibt die Methode der ventralen Mandibulatrepanation zur Extraktion erkrankter Unterkieferinzisivi beim Meerschweinchen und evaluiert das klinische Outcome.
Material und Methoden Bei 40 Meerschweinchen mit veränderter Futteraufnahme wurde mindestens ein Unterkieferschneidezahn via ventraler Mandibulatrepanation extrahiert, nachdem Befunde der klinischen Allgemeinuntersuchung sowie der intraoralen und radiologischen Untersuchung in Allgemeinanästhesie die Diagnose einer primären mandibulären Inzisivuserkrankung ergeben hatten. Nach dem Eingriff wurden Röntgenaufnahmen angefertigt und die Patienten bis zur Entlassung stationär überwacht und versorgt. Zur Beurteilung und Behandlung der Wunden erfolgten regelmäßige Kontrollen.
Ergebnisse Bei den insgesamt 42 extrahierten Unterkieferinzisivi stellten Makrodonten (25/42) den häufigsten Extraktionsgrund dar, gefolgt von periapikalen und alveolären Veränderungen (8/42). Extrahiert wurden ferner Zahnresiduen unklarer Genese (4/42) sowie nach fehlgeschlagenem konventionellem Extraktionsversuch mittels Luxatoren (3/42) und traumatisch bedingt gelockerte Inzisivi (2/42). Bei jeweils 40 % (16/42) der Meerschweinchen lagen zahnassoziierte Kieferabszesse bzw. eine therapiebedürftige sekundäre Elongation der Backenzähne vor. Allen Patienten konnten die veränderten Inzisivi bzw. Residuen vollständig entfernt werden. Durchschnittlich 2 Tagen nach dem Eingriff nahmen die Tiere eigenständig Futter auf und konnten entlassen werden. Die Ausheilung der Wunde war nach durchschnittlich 39 Tagen (Minimum 9 Tage, Maximum 98 Tage) festzustellen. Die 22 Tiere, die 6 Monate nach dem Eingriff nachuntersucht werden konnten, wiesen keine erneuten zahnassoziierten Erkrankungen auf.
Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die ventrale Mandibulatrepanation ermöglicht es, erkrankte Unterkieferinzisivi beim Meerschweinchen in toto in einer Operation zu entfernen und stellt somit einen kurativen Eingriff dar. Im Gegensatz zur klassischen Extraktion mit Luxatoren birgt sie nicht das Risiko von Zahnfrakturen mit der Folge verbleibender Zahnfragmente in der Alveole.
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