Affiliation:
1. Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der Universität Witten/Herdecke
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Eine Patientenversorgung nach den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin (EbM) ist im Sozialgesetzbuch (u. a. § 137f SGB V) festgelegt. Im Rahmen der Qualitätssicherung in der Medizin wird deshalb immer wieder eine Pflicht-Weiterbildung für Ärztinnen und Ärzte im Bereich EbM gefordert. Es stellt sich die Frage, inwieweit aktuell klinisch tätige Ärztinnen und Ärzten bereits mit gängigen Termini und Kenngrößen der EbM vertraut sind. Ebenso ist die optimale zeitliche Ansiedlung einer möglichen Weiterbildung während der ärztlichen Ausbildung unklar.
Material und Methoden Im Februar 2017 wurde an 4 Kliniken der Universität Witten/Herdecke ein anonymer Survey (Papier-Fragebogen) durchgeführt. Der Fragebogen bestand aus 12 ausformulierten Aufgaben zu klassischen Methoden der EbM. Alle Aufgaben waren mit „richtig“ oder „falsch“ zu beantworten; das Nichtbeantworten einzelner Aufgaben war gestattet. Primärer Endpunkt der Untersuchung war der individuelle Anteil korrekt beantworteter unter den gegebenen Antworten. Die primäre Fragestellung des Surveys bestand in der Schätzung des medianen Anteils korrekter unter den vorliegenden Antworten der Teilnehmenden mittels eines 2-seitigen 95 %-Konfidenzintervalls.
Ergebnisse Aus den 4 Kliniken resultierten 70 auswertbare Fragebögen (15–19 pro Klinik). Der mediane Anteil korrekter unter den gegebenen Antworten lag bei 47 % (95 %-KI [40 %; 50 %]). Die 4 Kliniken unterschieden sich zum Niveau 5 % bezüglich des Anteils korrekter Antworten nicht signifikant (p = 0,388), konkret zeigten sich mediane Anteile zwischen 40 % und 50 % korrekter unter den gegebenen Antworten in den 4 Kliniken.
Diskussion Dem klinisch tätigen Personal an Universitätskliniken kann eine gewisse Vertrautheit mit gängigen Methoden der klinischen Forschung unterstellt werden. Der Anteil korrekter Antworten lag jedoch unter 50 %, sodass eine Weiterbildung zu EbM-spezifischen Methoden indiziert erscheint. Hinweise zum optimalen Zeitpunkt solcher Angebote während der ärztlichen Ausbildung konnten nicht aus dem Survey abgeleitet werden.