Affiliation:
1. Plastische und Ästhetische Chirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus Klinik Charlottenhaus, Stuttgart, Deutschland
2. Allgemein-, Viszeralchirurgie und Proktologie, AGAPLESION DIAKONIE KLINIKEN KASSEL, Kassel, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungPostbariatrische Operationen nach massivem Gewichtsverlust (MWL) sind mit erhöhten Minor- und Major-Komplikationen (17–55%) vergesellschaftet. Liegt zusätzlich eine langjährige
Leidensgeschichte einer Hidradenitis suppurativa/Acne inversa (HS) im Unterbauch- und Leistenbereich vor, können infektionsbedingte Komplikationen in nahe 100% auftreten. Diese erfordern ein
differenziertes prä-, intra- und postoperatives Therapieregime.Von 2010 bis 2021 erfolgten bei n = 12 (Frauen n = 8 [66,6%], Männer n = 4 [33,3%]) entweder eine konventionelle (Pittsburg Rating Scale [PRS] Grad 2, n = 6) oder
Fleur-de-Lis-(FDL-)Abdominoplastik (PRS Grad 3, n = 6) nach massivem Gewichtsverlust. Alle Patienten hatten gleichzeitig eine langjährige HS am Unterbauch/Leistenbereich (Hurley-Klassifikation
Grad 2: n = 10, Grad 3: n = 2). Die Prävalenz lag bei 1,09%.In einem Follow-up, das 12 Monate nach der Bauchdeckenstraffung erfolgte, wurden die postoperativen Minor- und Major-Komplikationen in Zusammenhang mit möglichen Risikofaktoren gebracht
(Alter, Art der Gewichtsabnahme, Nikotinabusus etc.).Das mittlere Alter betrug 45,2 Jahre (± 10,3), der mittlere BMI zur Operation 33,24 kg/m2 (± 8,7), der durchschnittliche BMI-Verlust lag bei 19,01 kg/m2 (± 5,9) und
der maximale BMI vor Gewichtsabnahme zeigte 52,25 kg/m2. Die Hidradenitis suppurativa bestand im Durchschnitt seit 31,5 Jahren, und n = 2 (16,6%) hatten aktuell eine medikamentöse
Therapie dagegen. Bei allen Patienten lagen noch weitere Lokalisationen am Körper vor und bei 66,6% erfolgte bisher mindestens eine operative Behandlung der HS. Nikotinabusus bestand aktuell
bei 42,0%. Die durchschnittliche Operationszeit lag bei 98 min und die mittlere Resektatmenge betrug 2210 g. Die allgemeine Komplikationsrate betrug 83,0% (n = 10). Von den 12 Patienten hatten
8 Major-Komplikationen mit erneuter Operation in Narkose. Keiner hatte ein infiziertes Hämatom, keiner einen Abszess/Infektion und keiner eine akute Nachblutung innerhalb von 24 h
postoperativ.Schwere infektionsbedingte Weichteilkomplikationen, wie sie nach gängiger Meinung zu erwarten wären, traten bei keinem der Patienten mit dem von uns vorgestellten Antibiotikaregime auf.
Eine Inspektion der Bauchdecke und Leistenregion 4 Wochen vor dem geplanten Eingriff ist empfehlenswert, um ggf. präoperativ eine Therapie der HS einzuleiten.