Affiliation:
1. Klinik für Neurologie, Christian-Albrechts-Universität Kiel
Abstract
ZusammenfassungMultiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems mit hoher Prävalenz. Mehrere Studien zeigen die deutlich erhöhte Häufigkeit sowohl von Frakturen als auch einer Osteoporose bei MS-Erkrankten: So besteht ein in mehreren Studien gezeigtes knapp 3-fach erhöhtes Hüftfrakturrisiko bei MS-Patienten, die Prävalenz von Osteopenie und Osteoporoserate ist bis zu 10-fach gegenüber der Normalbevölkerung erhöht. Der deutlichste Zusammenhang besteht zwischen dem Osteoporoserisiko und -ausmaß und dem Grad der Immobilität, aber auch die entzündliche Krankheitspathologie sowie Lebensstilfaktoren wie Vitamin D, Rauchen, sowie hormonelle Dysregulationen, Begleiterkrankungen und Medikamente tragen grundsätzlich und kumulativ zum erhöhten Osteoporose- und Frakturrisiko bei. Das deutlich erhöhte Osteoporose und Frakturrisiko wird im klinischen Alltag von MS-Patienten nur selten thematisiert, obwohl schon früh eine negative Beeinträchtigung des Knochenstoffwechsels vorliegt. Frakturrisiko und Osteoporose sind daher eine bisher unterschätzte Problematik bei MS-Erkrankten, die in einem präventiven Ansatz früh von den Behandlern thematisiert werden sollte. Ausgleich einer Vitamin D-Defizienz und vor allem ein Erhalt der Mobilität sind die am besten durch Daten belegten präventiven Maßnahmen zur Vermeidung einer fortschreitenden Osteoporose und zur Reduktion des Frakturrisikos.