Affiliation:
1. Institut für Sportwissenschaft, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Im Sport wird angenommen, dass ein dynamischer Knievalgus bei einbeinigen Landungen einen relevanten Verletzungsmechanismus des vorderen Kreuzbands darstellt. Während bestehende effektive Präventionsprogramme zur Reduktion des Knievalgus primär auf die Verbesserung allgemeiner konditioneller und/oder koordinativer Einflussgrößen ausgerichtet sind, fokussiert ein Video-Feedback-Training die Korrektur individueller Defizite in der sportlichen Technik, um u. a. ein potenzielles Verletzungsrisiko zu reduzieren.
Ziel Evaluation der kurz- und insbesondere mittel- und langfristigen Wirksamkeit eines Video-Feedback-Trainings zur Veränderung des frontalen Kniewinkels bei einbeinigen Landungen.
Methode Im Rahmen einer exploratorischen Studie wurden 10 sportlich aktive Personen (Alter: 25 ± 5 Jahre, Größe: 170,8 ± 4,5 cm) getestet. Diese führten in Anlehnung an das Landing Error Scoring System (LESS-Test) einbeinige Drop-Jumps in einem Pretest, in einer Aneignungsphase mit Video-Feedback und 2 Retentionstests 2 und 6 Wochen nach der Aneignungsphase ohne Video-Feedback aus. Das Video-Feedback wurde in der Aneignungsphase bei jedem zweiten Sprung und zusätzlich selbstbestimmt auf Nachfrage über ein Expertenmodell mit neutraler Kniestellung im Overlay-Modus aus der Frontalperspektive gegeben.
Ergebnisse Die Ergebnisse wurden nach Sprung- und Nichtsprungbein der Proband*innen differenziert. Sie zeigen eine bedeutsame Verringerung des frontalen Kniewinkels für das Sprungbein (F1, 9 = 10,43, p = 0,01, η2
p = 0,54, 95 % CI [0,04; 0,74]) bei einbeinigen Landungen in der Aneignungsphase, jedoch keine statistisch bedeutsame Verringerung für das Nichtsprungbein (F1, 9 = 4,07, p = 0,08, η2
p = 0,31, 1-β = 0,44). Im Retentionstest nach 6 Wochen nähert sich der frontale Kniewinkel beidseitig dem Ausgangsniveau aus dem Pretest wieder an.
Schlussfolgerung Ein Video-Feedback-Training bietet sich als einfach durchzuführendes, alternatives Verletzungspräventionsprogramm an. Eine fehlende mittel- und langfristige Veränderung und hohe Variabilität des frontalen Kniewinkels lassen eine mehrfache und/oder regelmäßige Durchführung eines Video-Feedback-Trainings sinnvoll erscheinen. In weiteren Studien mit Kontrollgruppendesign und unterschiedlichen Feedback-Prozeduren wird systematisch zu prüfen sein, ob eine längerfristige Reduktion eines potenziellen Verletzungsrisikos des vorderen Kreuzbands erreicht werden kann.