Affiliation:
1. Kassenärztliche Bundesvereinigung, Stabsstelle Innovation, strategische
Analyse und IT-Beratung
2. Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Medizinischen
Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Abstract
Zusammenfassung
Zielsetzung Morbidität und Versorgungsleistungen hängen über
evidenzbasierte Regeln, Patientenpräferenzen und Erfahrungen der medizinischen
Praxis miteinander zusammen, eine „feste Kopplung“ gibt es jedoch nicht. Mit dem
Ziel, ambulante Versorgungsgruppen zu beschreiben, wird ein Verfahren
vorgestellt, das Diagnosen und medizinische Leistungen der umfangreichen
Abrechnungsstatistik aufeinander bezieht.
Material und Methodik Grundlage sind bundesweite Abrechnungsdaten der
ambulanten Versorgung aus dem Jahr 2012. Das Verfahren wird am Beispiel eines
Versorgungsproblems vorgestellt: Patienten mit Entzündungen der ableitenden
Harnwege differenziert nach Alter und Geschlecht. Kontrollgruppe sind Patienten
ohne diese Diagnose. Mit Kenngrößen aus dem Vergleich von Ziel- und
Kontrollgruppe – der positiven Likelihood Ratio und der Breite ihres
Konfidenzintervalls – wird eine Clusteranalyse der Abrechnungsleistungen
durchgeführt. Die Cluster werden als partielle empirische Charakterisierung des
Zusammenhangs von Diagnosen als Morbiditätskriterium mit Leistungen als
Versorgungsindikatoren interpretiert.
Ergebnisse Das Verfahren eliminiert viele unspezifische, wenig
trennscharfe oder quantitativ bedeutungslose Leistungen. Der ermittelte Satz
diagnoseassoziierter Leistungen ist auf das jeweilige Versorgungsproblem
bezogen, bleibt vom Umfang überschaubar (22 bis 71 Leistungen je Gruppe) und
kann durch Variation der Grenzwerte der Kennziffern unterschiedlich eng mit der
Diagnose gekoppelt werden.
Schlussfolgerung Die vorgestellte Analyse fördert Leistungstransparenz und
kann die Weiterentwicklung des Abrechnungssystems mit seinen impliziten
Anreizstrukturen unterstützen. Cluster-Leistungen können Informationen zur
Entwicklung der assoziierten Morbidität beitragen.