Affiliation:
1. Klinik für Orthopädie, ViDia Kliniken Karlsruhe
Standort St. Vincentius, Karlsruhe
2. Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
Abstract
ZusammenfassungDie Arthrose ist eine multifaktorielle Erkrankung, die pathoanatomisch durch den
vollständigen Verlust des Gelenkknorpels gekennzeichnet ist.
Epidemiologie und Prognose Die Erkrankung weist einen klaren Altersbezug auf, und betrifft
20% der Bevölkerung über 60 Jahre. Am häufigsten
sind die Gelenke der Hand betroffen, danach folgen die großen
Körpergelenke der unteren Extremität. Über einen 10
Jahreszeitraum kommt es bei einem Drittel bis zu der Hälfte der
Patienten zur Progression der Erkrankung.
Einflußfaktoren Biomechanik, Sport und Körpergewicht Anlagestörungen wie Achsabweichungen der
Beine oder auch mechanische Engpassyndrome des Hüftgelenkes sind
biomechanische Risikofaktoren. Ein erhöhtes Körpergewicht stellt
den größten Risikofaktor für die Entwicklung einer
Gonarthrose dar. Sport auf internationalem Wettkampfniveau oder
körperliche Arbeit dem regelmäßigen Tragen schwerer
körperlicher Lasten sind weitere Risikofaktoren für die
Entwicklung einer Arthrose.
Klinische Diagnose und Bildgebung und Lebensqualität Die Patienten weisen Ruhe- und Belastungsschmerzen, sowie
Bewegungseinschränkungen auf. Der klinische Goldstandard ist die
belastete Röntgenaufnahme in 2 Ebenen. Für die
Frühdiagnose der Arthrose werden MRT Untersuchungen benötigt.
Arthrosepatienten weisen eine verminderte Lebensqualität mit
Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit auf.
Pathophysiologie Anteil an der Arthroseentstehung und deren Progression haben zunächst der
Gelenkknorpel und der subchondrale Knochen, die Synovia und die das Gelenk
umgebende Muskulatur. Die biologischen Prozesse im Knorpel führen zu
einer enzymatisch vermittelten Degradation von Typ II Kollagen und den
Proteoglycanen. Über die Synovialis werden proinflammatorische Zytokine
in das Gelenk und den Organismus sezerniert, worunter die Chondrozyten eine
Hypertrophie und Apoptose entwickeln.
Eine Verminderung der gelenkführendem Muskulatur steht am Beginn und nicht am Ende der
Arthroseentwicklung. Die benannten Risikofaktoren (Achse und Gelenkmechanik,
sowie sportliche oder arbeitstägliche Belastung) bewirken bei
Überschreiten der Gelenkhomöostase den Beginn der
Arthroseentwicklung. Ein metabolisches Syndrom wirkt sich über das
erhöhte Körpergewicht, zusätzlich durch eine systemische
Entzündungskonstellation verstärkend auf die Arthroseentwicklung
aus. Das vermehrt vorhandene Fettgewebe wirkt bei den Patienten mit
metabolischem Syndrom als endokrines Organ und sezerniert Zytokine, die als
Adipokine bezeichnet werden.
Genetik und Epigenetik
Mittels Genom-weiter Assoziationsstudien werden Zusammenhänge zwischen der individuellen
genetischen Ausstattung und der Arthroseentwicklung hergestellt. Aus der
Zwillingsforschung ist die unterschiedliche Erkrankungswahrscheinlichkeit
für Hüft- und Kniegelenk bei gleicher genetischer Ausstattung
gezeigt worden. Die Epigenetik beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel
zwischen der genetischen Information und den molekularen Mechanismen, die zu
einer unterschiedlichen Ausprägung führen. Einfluss darauf haben
das Erbgut selbst, Umwelteinflüsse und stochastische Zufälle.
Der wichtigste bisher beschriebene Mechanismus ist die DNA-Methylierung. Mit
bevölkerungsbasierten Kollektiven sind anhand von einfachen Merkmalen
Kellgren-Lawrence Score des Gelenkes, der Quadricepskraft, des
Körpergewichtes und der Depressivität unterschiedliche
Phänotypen der Arthrose beschrieben worden. Künftig wird eine
stärker individualisierte Therapie in Hinblick auf den Phänotyp
erwartet.
Cited by
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