Affiliation:
1. Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Abstract
ZusammenfassungIn den letzten Jahren wird zunehmend über die Komorbidität von schizophrenen Störungen mit Angsterkrankungen berichtet. So wurde bei Patienten mit einer Störung aus dem Schizophrenie-Spektrum in 38,3 % eine Angsterkrankung und darunter mit 14,9 % am häufigsten eine soziale Phobie (SP) gefunden. Gerade sozialer Angst kommt bei Patienten mit Psychose eine besondere Bedeutung zu, weil sie sich oft mit Depressivität verbindet und zur Entstehung von psychosozialen Behinderungen beitragen kann. Auch im Hochrisikostadium für Psychosen („Clinical High- Risk State for Psychosis“, HRP) treten Angsterkrankungen bereits gehäuft auf. Daher stellen sich die Fragen, ob auch hier die soziale Angststörung dominiert und welche Bedeutung dies für die Arbeit in den Früherkennungs- und Präventivzentren hätte. Um diese Fragen zu klären, gibt diese Arbeit erstmals einen systematischen Überblick über alle bisher publizierten Untersuchungen zu sozialen Ängste im klinischen HRP.Insgesamt wurden 124 Studien eingeschlossen. Nach der aussagekräftigsten dieser Arbeiten kamen Angsterkrankungen bei den HRP-Probanden mit knapp 51 % hochsignifikant häufiger als bei Kontrollpersonen mit nur knapp 4 % vor. Die SP dominierte und war mit einer Prävalenz 14,4 % gegenüber nur 0,36 % bei den Kontrollpersonen fast genauso häufig vertreten, wie man sie unter den Angststörungen im Schizophrenie-Spektrum (14,9 %) gefunden hat. Der in 9 Studien mit Hilfe der Social Interaction and Anxiety Scale (SIAS) ermittelte Ausprägungsgrad sozialer Ängstlichkeit (SÄ) lag im Mittel bei den HRP Gruppen nahezu genauso hoch (SIAS-Score = 34,4; SD = 6,11) wie bei den bereits an einer Psychose erkrankten Patienten (SIAS-Score = 35,0; SD = 9,56) und hob sich deutlich von den Werten für Angehörige von Psychosekranken (SIAS-Score = 22,1; SD = 8,7) und Kontrollen (SIAS Score = 14,6; SD = 7,28) ab. Der Ausprägungsgrad der SÄ stand zwar mit der für das HRP maßgeblichen attenuierten psychotischen Symptomatik im Zusammenhang, ließ aber keine Vorhersagekraft für den Übergang in die psychotische Erstmanifestation erkennen. Die psychosozialen Funktionsverluste im HRP scheinen zudem nicht nur mit der SÄ, sondern auch mit den ebenfalls häufigen komorbiden depressiven Störungen in Verbindung zu stehen. Ferner konnte eine Studie zeigen, dass es erfolgversprechend ist, die SÄ im HRP durch neu entwickelte spezialisierte kognitive Verhaltenstherapien anzugehen.
Subject
Psychiatry and Mental health,Neurology (clinical),Neurology
Cited by
1 articles.
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