Affiliation:
1. Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Sexueller Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Strukturen (ORG) beinhaltet vernetzte TäterInnen-Gruppen mit einem ideologischen Überbau. Die definitorische Unschärfe des Begriffes „rituell“ erschwert den fachlichen Diskurs und die Aufklärung der Gesellschaft.
Forschungsziele Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel herauszuarbeiten, wie Betroffene und ZeitzeugInnen organisierte und rituelle Merkmale der sexualisierten Gewalt beschreiben, um die Definition von ORG weiter ausdifferenzieren zu können.
Methoden Im Rahmen eines von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK) geförderten Projekts wurden 23 Transkripte vertraulicher Anhörungen (offene bis teilstrukturierte Interviews) sowie elf schriftliche Berichte von 33 Betroffenen und ZeitzeugInnen mittels eines mehrstufigen, inhaltsanalytischen Vorgehens ausgewertet (deduktiv-induktiv-deduktive Kategorienentwicklung).
Ergebnisse Die Struktur (z. B. vernetzte TäterInnen mit Einfluss auf Machtstrukturen) und Strategien (z. B. gezielte Aufspaltung und Konditionierung, oder Bedrohung) der TäterInnen-Gruppen wurden als organisierte Merkmale identifiziert. Weiterhin wurde die Verwendung von Ideologien (z. B. religiös, rechtsextrem, satanisch), Symbolik (z. B. Sprache, Objekte, Kleidung) und Praktiken (z. B. Zeremonien, Opferungen, Kannibalismus) als rituelle Merkmale gedeutet. Dabei entstand der Eindruck, dass die einzelnen Elemente eng miteinander verknüpft sind.
Schlussfolgerung Die Elemente ritueller Gewalt scheinen auf den Elementen organisierter Gewalt aufzubauen, eine Rechtfertigung der Gewalttaten zu bezwecken und diese gleichsam zu intensivieren. Rituelle Gewalt als einen ideologischen Subtyp organisierter Gewalt zu verstehen, kann die gesellschaftliche Aufklärung erleichtern und so die psychosoziale Versorgung betroffener Personen verbessern.
Subject
General Psychology,Reproductive Medicine
Cited by
9 articles.
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