Affiliation:
1. Medizinische Hochschule Brandenburg, Institut für Rehabilitations- und
Unfallmedizin am Zentrum für Versorgungsforschung, Berlin
Abstract
ZusammenfassungPatienten mit Polytrauma und anderen schweren muskuloskelettalen Verletzungen
sind häufig dauerhaft in ihrer Funktionalität und Lebensqualität beeinträchtigt.
Daraus resultieren Langzeitschäden mit hohen Kosten für die Sozialsysteme. Eine
narrative Übersicht soll zeigen, wie sich eine gezielte Koordination im
Rehabilitationsprozess von der Frührehabilitation bis über ein langfristiges
Reha-Management bei Patienten der Normalbevölkerung mit schweren
muskuloskelettalen Verletzungen auswirkt. Eine systematische Datenbankrecherche
in MEDLINE und der Cochrane Library identifizierte Studien zu
Mehrfachverletzten, in denen das Outcome von Frührehabilitationen und
Reha-Management mit anderen Versorgungsarten verglichen wurden. Ausgeschlossen
wurden Studien zu überwiegend Verletzungen des Nervensystems, Soldaten und
leichte Verletzungen mit einem ISS unter 9 oder AIS unter 3, sowie
Monoverletzungen. 4 Studien wurden eingeschlossen und ausgewertet. Sie
betrachteten die Funktionalität, Lebensqualität, psychische Beeinträchtigungen
und die Kosten. Während die Behandlungs- und Gesamtkosten für Frührehabilitation
und Reha-Management höher ausfielen, konnten im Gruppenvergleich keine besseren
Ergebnisse für die Funktionsentwicklung, psychische Verfassung und
Lebensqualität nachgewiesen werden. Eine Effektunterschätzung ist aufgrund
geringer Gruppendifferenzen und kleiner Anzahl der eingeschlossenen
Einzelstudien möglich. Die Studienlage ist unzureichend, um Aussagen zur
Effektivität der Interventionen geben zu können. Zukünftigen Arbeiten sind
notwendig und sollten die Strukturen der Regelversorgung und nationale
Unterschiede der Sozialversicherungssysteme, sowie der gewählten Maßnahmen des
Reha-Managements stärker berücksichtigen.