Affiliation:
1. Institut für klinische Osteologie und Klinik „DER
FÜRSTENHOF“
2. Abteilung für physikalische Medizin und Rehabilitation, Mayo
Klinik
Abstract
ZusammenfassungDas Ziel der Medizinischen Trainingstherapie bei Osteoporose und
Wirbelkörperfrakturen besteht darin, die Rückenmuskulatur zur Verbesserung einer
aufrechten Körperhaltung zu kräftigen. Deshalb sollte ein spezifisches
Trainingsprogramm entsprechend den individuellen Fähigkeiten der Patienten
zuerst im Sitzen begonnen werden, um dann mit zunehmendem Kraftzuwachs auf das
Stehen überzugehen. Mit abnehmender Brüchigkeit und zunehmender Stabilität kann
dann auch ein isometrisches Krafttraining für die Rückenmuskulatur begonnen
werden. Durch ein derartiges Training konnte im Rahmen einer prospektiven
randomisierten Studie bei peri- oder unmittelbar postmenopausalen Frauen bei
zunehmender Kraft der Rückenmuskulatur das spätere Auftreten von
Wirbelkörperfrakturen um etwa zwei Drittel gesenkt werden. Zusätzlich können
durch das „SPEED-Programm“ signifikante Verbesserungen von Rückenschmerzen,
Kyphose, Sturzrisiko und Leistungsfähigkeit im Alltag erreicht werden. Dabei
handelt es sich um ein dynamisches, propriozeptives Training zur Kräftigung der
Rückenextensoren. Hierzu wird das „Posture Training Support“ (PTS) eingesetzt.
Diese Unterstützung besteht aus einem, je nach Trainingszustand, unterschiedlich
schweren Rucksack, der zu einer Abnahme von Rundrücken und Schmerzen führen
kann, wie sie durch Wirbelkörperkompressionsfrakturen entstanden sind. Durch die
verbesserte Aufrichtung wird dann auch ein Reiben von Rippen auf den
Beckenkämmen, was in extremen Fällen durchaus auftreten kann, vermieden.Insgesamt sollte die medizinische Trainingstherapie zu einer Zunahme an
Muskelkraft führen, ohne die Wirbelsäule durch zusätzliche Kräfte zu sehr zu
belasten. Dadurch gelingt es dann auch, Stürzen und Frakturen vorzubeugen.
Ähnlich wie bei der medikamentösen Behandlung sollte auch die Bewegungstherapie
individuell dosiert werden.Im Rahmen der Rehabilitation können flexible, semi-rigide Rückenorthesen an die
individuelle Form der Wirbelsäule angepasst werden. Über einen sogenannten
„Biofeedback-Mechanismus“ kann ebenfalls eine Kraftzunahme im Bereich der
Rumpfmuskulatur bei vorhandenen Wirbelkörperfrakturen erreicht werden.
Vermutlich über eine Schmerzreduktion ist eine erhöhte Leistungsfähigkeit im
Alltag erreichbar. Klinische Studien zeigen, dass im Verlauf einer Tragezeit von
6 bis 12 Monaten durch eine Kräftigung der Rückenstrecker eine aufrechtere
Haltung mit verbessertem Standgleichgewicht erzielbar ist. Möglicherweise kann
hierdurch auch eine Verringerung der Sturz- und Frakturrate erreicht werden.