Affiliation:
1. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Klinik und Poliklinik
für Neurologie , Halle, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungDie Erkrankung Myotonia congenita wurde als Entität 1876 erstmals durch
Julius Thomsen beschrieben. Noch im gleichen Jahr wurde diese Beschreibung von
Adolph Seeligmüller kritisch betrachtet und um wesentliche Befunde
ergänzt. Bereits Charles Bell, Moritz Benedict und Ernst von Leyden
hatten vor 1876 die Symptomatik der Erkrankung beschrieben, ohne jedoch eine
neue Entität anzunehmen. Der Vergleich der Publikationen von Thomsen und
Seeligmüller von 1876 untereinander und mit Seeligmüllers
Lehrbuchkapitel von 1887 sowie mit dem heute genetisch gesicherten
Krankheitsbild zeigt, dass Seeligmüller zurecht zwei Aspekte an Thomsens
Publikation kritisierte: (i) Die von Thomsen vermutete Pathogenese in
„der einen Thätigkeitshälfte des Gehirns, des
Willens“ mit „Sitz im Cerebrospinalsysteme“ und (ii) die
Annahme einer Koordinationsstörung im Sinne einer Ataxie [1].
Demgegenüber diskutierte Seeligmüller eine „schwerer
beweglich Muskelsubstanz“ [2] als Pathogenese mit der er gleichwohl eine
angeborene Affection der Seitenstränge des Rückenmarks nicht
ausschließen wollte. Es wäre deshalb durchaus gerechtfertigt
gewesen, Seeligmüllers Anteil an der Konzeptgeschichte der Myotonia
congenita durch die Aufnahme seines Namens in das Eponym zu würdigen
[3].
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Neurology,Neurology
Reference10 articles.
1. Tonische Krämpfe in willkürlich beweglichen Muskeln in Folge von
ererbter psychischer Disposition (Ataxia muscularis?);J Thomsen;Arch Psychiat Nervenkr,1876
2. Adolph Seeligmüller’s contribution to myotonia congenita
Thomsen;C Arendt;Neuromusc Disor,2020
3. Myotonic diseases since Asmus Julius Thomas Thomsen (1815-1896) and Peter Emil
Becker (1908-2000);A Bretag;Proceedings of the Royal Society of Victoria,2015
4. Die Psychiatrie an der Universität Halle. Wiss Z;H H Eulner;Univ. Halle,1958
5. Tonische Krämpfe in willkürlich beweglichen Muskeln (Myotonia
congenita);A Strümpell;Berl klin Wschr,1881