Affiliation:
1. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für
Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS),
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
2. Universität Hamburg, Fakultät für Psychologie
und Bewegungswissenschaft, Klinische Psychologie und
Psychotherapie
Abstract
ZusammenfassungDas Ziel der vorliegenden Übersichtsarbeit ist die systematische
Darstellung der aktuellen Evidenz zur Wirksamkeit von Acamprosat, Naltrexon,
Disulfiram und Nalmefen für die Aufrechterhaltung der Abstinenz oder
Trinkmengenreduktion bei alkoholabhängigen Patient:innen. Bezogen auf
den Zeitraum 2005 bis 2020 wurden insgesamt 27 Studien identifiziert, die alle
Einschlusskriterien (u. a. RCT, mind. 8 Wochen Behandlungsdauer)
erfüllten. Es wurden überwiegend Hinweise zur Wirksamkeit von
Nalmefen gefunden. Acamprosat war nicht (zusätzlich) wirksam. Naltrexon
trug in kombinierten Interventionen einen zusätzlichen Nutzen bei, dies
galt jedoch nicht für die Mehrzahl der Studien. Disulfiram war nicht
wirksam darin, einen zusätzlichen Nutzen zur Erhaltung der Abstinenz
beizutragen, im Vergleich zu Topiramat, einem Antikonvulsivum, jedoch
effektiver. Die Ergebnisse stehen nicht im Einklang mit dem bisher bekannten
Forschungsstand, der Acamprosat, Naltrexon und Nalmefen als überwiegend
effektiv und sicher einstuft und Disulfiram als mäßig wirksam.
Der pharmakologische Interventionsbedarf sollte bei Bestehen alkoholbezogener
Probleme exploriert und ggf. erwogen werden, damit diesbezüglich
Vorbehalte abgebaut und ein umfassendes und zugleich individuelles
Behandlungsangebot geschaffen wird. Hinsichtlich der Trinkmengenreduktion
sollten Aspekte der Schadensminderung als Behandlungsziel berücksichtigt
werden.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology