Abstract
ZusammenfassungVor gut 20 Jahren wurde die Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB) als Standardverfahren für das axilläre Staging beim invasiven Mammakarzinom eingeführt und ersetzte die über Jahrzehnte etablierte Axilladissektion (ALND), bei der alle Lymphknoten aus den Leveln 1 und 2 aus diagnostischer und/oder therapeutischer Indikation entfernt wurden. Dabei stellte die Implementierung der SLNB lediglich den ersten Schritt zu einer kontinuierlichen Deeskalation der Lymphknoten-Chirurgie dar. Diese Entwicklung begründete sich mit dem zunehmenden Ersatz prognostischer Faktoren durch prädiktive Marker für adjuvante Therapieentscheidungen, die Möglichkeit, das Tumorstadium durch eine vorgeschaltete Chemotherapie (NACT) herabzustufen sowie die Bestätigung älterer Studien, die bereits sehr frühzeitig den therapeutischen Benefit einer ALND in Zweifel gezogen haben. Bei Patientinnen, die eine primäre Operation erhalten, werden zunehmend Kollektive identifiziert, bei denen gar keine SLNB mehr durchgeführt werden muss. Auch die therapeutische ALND ist bei Frauen mit einem positiven SLN nur noch in Ausnahmefällen erforderlich. Die Einführung der SLNB nach einer NACT bei Patientinnen mit primär unauffälligen Lymphknoten erlaubte nicht nur die verlässliche Beurteilung der Tumorresponse, sondern auch eine Reduktion der ALND-Rate durch die Konversion des Nodalstatus bei vielen Patientinnen. Bei nodalpositiven Frauen, die unter Chemotherapie zu einem klinisch unauffälligen Lymphknotenstatus konvertieren, setzt sich zunehmend die Targeted Axillary Dissection als neuer operativer Standard durch.