Affiliation:
1. ZMK-Heilkunde, Abteilung für Behindertenorientierte Zahnmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
2. Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie des Kindes- und Jugendalters, Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Herdecke, Deutschland und Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Bislang liegen keine Daten vor, inwieweit Kinder und Jugendliche, die einen Pflegegrad haben oder Eingliederungshilfe beziehen (KiJu-PflEh), bei einer aufsuchenden zahnmedizinischen Betreuung und Versorgung berücksichtigt wurden.
Ziel Die Untersuchung von Abrechnungsdaten der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) zur Inanspruchnahme von Leistungen bei KiJu-PflEh, die zur Behandlung durch einen Zahnarzt aufgesucht wurden.
Material und Methode Auf der Basis von sechs Leistungspositionen (Abrechnungsjahr 2019) wurde von der KZBV eine Filterung der GKV-Versicherten (0–17 Jahre) durchgeführt. Die generierten Datensätze der Studiengruppe (KiJu-PflEh) und der Kontrollgruppe (alle KiJu) wurden zur Aufbereitung anonymisiert der UW/H zur Verfügung gestellt.
Ergebnis Die Studiengruppe umfasste 1602 KiJu-PflEh (mittleres Alter: 11,6 Jahre). Das Geschlechterverhältnis von ♂ zu ♀ war 2:1. Bei 56,0% der KiJu-PflEh wurde eine Befunderhebung oder Beratung abgerechnet. Die Inanspruchnahme individualprophylaktischer (IP) Maßnahmen war wie folgt: Erhebung eines Mundhygienestatus – IP1 (47,5%), Mundgesundheitsaufklärung – IP2 (46,1%), Lokale Fluoridierung der Zähne – IP4 (63,1%), Fissurenversiegelung je Zahn – IP5 (30,1%). Im Vergleich zu KiJu wurden bei KiJu-PflEh statistisch signifikant weniger individualprophylaktische Maßnahmen abgerechnet und ausgeführt (KiJu: 85,7%; KiJu-PflEh: 46,7%).
Schlussfolgerung Erstmals wurde aufgezeigt, dass KiJu-PflEh im Vergleich zu Gleichaltrigen der Allgemeinbevölkerung ungenügend zahnmedizinisch betreut und versorgt sind. Eine Intensivierung ist dringend angeraten, da KiJu-PflEh zur Personengruppe mit einem erhöhten Kariesrisiko zählen. Um gezielt Präventionsangebote für alle KiJu-PflEh zu implementieren, sind auch medizinische Informationen notwendig. Daher ist die Einführung einer Zentraldatenbank, die eine zahn- und allgemeinmedizinische Vernetzung ermöglicht, anzustreben. Ferner besteht ein Bedarf an wissenschaftlichen Projekten zur Erhebung von kariesepidemiologischen Primärdaten bei KiJu-PflEh, um die vorliegenden Aussagen dieser Pilotuntersuchung zu verifizieren.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health