Affiliation:
1. Fachbereich Gesundheitswesen, Therapiewissenschaften, Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungBis zu 80% der Patienten nach Amputation sind von Phantomschmerzen betroffen, für deren Entstehung Mechanismen der kortikalen Reorganisation diskutiert werden. Zu den nicht operativen
Behandlungsverfahren dieser neuropathischen Schmerzen im Bereich des fehlenden Körpergliedes zählt die Spiegeltherapie. Dabei soll durch Verwendung eines Spiegels beim Patienten die
Illusion einer noch vorhandenen Extremität erzeugt werden. Diese Illusion soll Prozesse zur Wiederherstellung der ursprünglichen Organisationsstruktur des somatosensorischen und
motorischen Kortex anregen und so eine Schmerzreduktion erzielen. Ziel dieses systematischen Reviews ist, die Wirksamkeit der Spiegeltherapie zur Behandlung von Phantomschmerzen bei
erwachsenen Patienten nach unilateralen Amputationen der unteren Extremität qualitativ zu analysieren.Die Datenbanken Medline (PubMed), Physiotherapy Evidence Database (PEDro), Cochrane Library (Central) und OPENGREY werden systematisch bis zum 26. November 2020 durchsucht, gefolgt von
fortlaufenden Suchen in diesen Datenbanken, um eine Übersicht von aktualisierter Literatur zu gewährleisten. Die Studienauswahl, die Datenextraktion sowie die Bewertung des
Verzerrungspotenzials (Risk of Bias Tool [RoB]) der inkludierten Studien erfolgt durch 2 Gutachter unabhängig voneinander. Primärer Endpunkt ist die Schmerzintensität, sekundäre Endpunkte
sind die Schmerzhäufigkeit, die Schmerzdauer, die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) sowie die Lebensqualität. Die Methodik des Reviews folgt den Empfehlungen der „Preferred Reporting
Items for Systematic Reviews and Meta-analyses (PRISMA)“ sowie dem „Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions“.Von 234 identifizierten Artikeln werden 4 randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen. In allen Studien wird von einer Abnahme der Schmerzintensität durch die Spiegeltherapie
berichtet, jedoch bestehen in nur 2 Studien signifikante Unterschiede zwischen der Spiegeltherapie und der Vergleichsintervention nach 4 Wochen (p < 0,001; p < 0,05). Dieser
signifikante Unterschied hat in einer dieser Studien noch 3 und 6 Monate nach Ende der Therapie Bestand (p < 0,001). Die Outcomes Schmerzhäufigkeit, Schmerzdauer sowie ADL sind in einer
Studie nach 4 und 10 Wochen Spiegeltherapie geringer als in der Vergleichsgruppe, jedoch ohne statistische Signifikanz (p > 0,05). Nach 6 Monaten besteht hier hinsichtlich Schmerzdauer
und ADL ein signifikanter Unterschied zugunsten der Spiegeltherapie (p < 0,05). Zwei Studien kommen bez. des Unterschieds der Lebensqualität zwischen Interventionsgruppe und
Vergleichsgruppe zu teils unterschiedlichen Resultaten.Die Spiegeltherapie ist bei hoher Therapiefrequenz und Therapiedauer eine wirksame und nachhaltige Maßnahme zur Verringerung der Phantomschmerzen bei Patienten nach unilateralen
Amputationen der unteren Extremität. Eine Überlegenheit der Spiegeltherapie gegenüber den anderen Interventionen kann jedoch aufgrund qualitativ zu schwacher Evidenz nicht geschlussfolgert
werden.
Subject
Orthopedics and Sports Medicine,Surgery
Cited by
1 articles.
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