Affiliation:
1. Funktionsbereich Rheumatologie und Osteologie der Klinik für Innere Medizin III
2. Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena
Abstract
ZusammenfassungDie Glukokortikoid-induzierte Osteoporose (GK-OP) ist eine der häufigsten Formen der Osteoporose. Epidemiologischen Untersuchungen zufolge nehmen 0,5–0,9% der Bevölkerung Glukokortikoide (GK) ein, bei den über 50-jährigen liegt diese Zahl bei ca. 3%. Das Frakturrisiko ist unter chronischer GK-Therapie auf das Doppelte erhöht und liegt auf Grund der bevorzugten Wirkung von GK auf den trabekulären Knochen für Wirbelkörperfrakturen noch höher. Pathogenetisch liegt der GK-OP eine Verminderung von Knochenmasse und – qualität zugrunde, welche aus suppressiven Effekten von GK auf die Zahl und Funktion von Osteoblasten und Osteocyten und einer Steigerung der Knochenresorption resultiert. Systemische Effekte welche zu Sarkopenie mit erhöhtem Sturzrisiko, hormonellen Veränderungen und negativer Kalziumbilanz führen, können die ungünstigen Wirkungen von GK auf den Knochen weiter amplifizieren. Eine Osteoporose-Basisdiagnostik inklusive Osteodensitometrie sollte immer dann erfolgen, wenn mit einer GK-Therapie von mindestens 2,5 mg/d Prednisolonäquivalent über mehr als 3 Monate zu rechnen ist. Das Frakturrisiko ist bereits nach 3 Monaten GK-Therapie erhöht. Daher ist eine frühzeitige Intervention zur Hemmung des GK-induzierten Knochenmasseverlustes angezeigt. Die Leitlinien des Dachverbandes osteologischer Gesellschaften (DVO) liefern die Grundlage für eine am kalkulierten Frakturrisiko orientierte Prophylaxe und Therapie der GK-OP. Zu den allgemeinen Maßnahmen zählen Sturzprävention und Verbesserung von Muskelmasse und Koordination ebenso wie eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D. Die Indikationsstellung für eine über diese Maßnahmen hinausgehende spezifische medikamentöse Therapie basiert auf dem individuellen Frakturrisiko, welches entscheidend durch GK-Dosis und Dauer der Therapie, Alter, Geschlecht und weitere Risikofaktoren einschließlich der mit GK behandelten Grunderkrankung bestimmt wird. Für die Umsetzung der Empfehlungen ist insbesondere im prophylaktischen Ansatz eine Kalkulation der geplanten GK-Dauer und Dosis essentiell. In diesem Zusammenhang bieten die Leitlinien zur Therapie der verschiedenen entzündlich rheumatischen Erkrankungen eine wichtige Orientierungshilfe. Bei GK-Dosen von≥7,5 PubMed mg/d Prednisolonäquivalent über mehr als 3 Monate ist eine spezifische medikamentöse Therapie bei einem T-Score von<− 1,5 bzw. beim Vorliegen einer niedrig-traumatischen Wirbelkörperfraktur oder multipler peripherer Frakturen indiziert. GK-Dosen zwischen 2,5 und 7,5 mg/d bedingen eine Absenkung der durch Alter, Geschlecht und weitere Risikofaktoren bestimmten Therapieschwelle. Eine Prävention des GK-induzierten Knochenmasseverlustes und von vertebralen Frakturen wurde sowohl für Bisphosphonate als auch für Teriparatid nachgewiesen.Bisphosphonate eignen sich insbesondere zur Prävention, Teriparatid zur Behandlung der schweren Osteoporose mit prävalenten Frakturen. Entscheidend ist eine noch konsequentere Umsetzung der Empfehlungen zur Prophylaxe und Therapie der GK-OP.