Affiliation:
1. Institut für Soziologie, Leibniz Universität Hannover und Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), Hannover
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund: Auffälliges Ernährungsverhalten bis hin zur manifesten Essstörung sind weit verbreitete Phänomene bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Insbesondere Mädchen und junge Frauen sind betroffen. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und niedriger sozialer Herkunft sind häufiger von Essstörungen betroffen 1. Obwohl die Schule in der Lebenswelt von Kindern- und Jugendlichen eine zentrale Bedeutung hat, fehlen bisher Studien, die schulische Faktoren in die Erklärung einbeziehen. Die vorliegende Arbeit prüft inwieweit unter Kontrolle von personalen und familialen Ressourcen ein Zusammenhang zwischen leistungsbezogenem Schulstress sowie leistungsorientiertem Klassenklima mit Essstörungen besteht.
Methodik: Verwendet werden Daten von Schülern der Startkohorte 3 des Nationalen Bildungspanels (NEPS)*, die sich im Befragungszeitraum in der 7. Klasse befanden. Es handelt sich um eine Querschnittanalyse. Die abhängige Variable basiert auf dem Fragebogen SCOFF und wird in logistischen Regressionsmodellen mit Angaben der Schüler sowie der Eltern in Verbindung gesetzt. Leistungsbedingter Schulstress wird über die negative Abweichung realistischer von idealistischer Bildungsaspiration (AB) und unerfüllte soziale Erwartungen (SE), leistungsorientiertes Klima über die Schülerwahrnehmung des Deutschlehrers (DL) und der Anstrengungserwartungen der Klassenkameraden (AM) operationalisiert.
Ergebnisse: Leistungsbedingter Schulstress (AB: AME: 0,18; p<0,001; SE: AME: 0,12; p<0,05) und leistungsorientiertes Klima (DL: AME: 0,05; p<0,1; AM: AME: 0,15, p<0,01) gehen mit der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Essstörung einher und können zum Teil die Zusammenhänge zwischen Migrationshintergrund sowie Bildungshintergrund und Essstörungen erklären.
Schlussfolgerungen: Essstörungen sollte in der schulischen Gesundheitsförderung mehr beachtung geschänkt werden. Zur Prävention von Essstörungen bei Schülerinnen könnte die Frage von Leistungserwartungen, die die schulische und soziale Umwelt an die Schülerinnen stellt, sowie deren Umgang mit diesen Erwartungen, stärker in den Fokus gerückt werden. Weitere Untersuchungen – insbesondere im Längsschnitt oder unter Einbeziehung weiterer Drittvariablen (z. B. Perfaktionismus, Copingstrategien) – wären notwendig, um eine kausale Interpretation der Zusammenhänge abzusichern.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
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2 articles.
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