Affiliation:
1. Klinik für abh. Verhalten und Suchtmedizin, LVR-Klinikum Essen, Essen
2. Stadt Essen, JobCenter Essen, Essen
3. Ev. Krankenhaus Elsey, Suchtbehandlungszentrum, Hagen
Abstract
Zusammenfassung
Ziel der Studie: Im SUNRISE-Projekt werden Langzeitarbeitslose (SGB II) der Altersgruppe 25–49 Jahre im Auftrag des JobCenters in Hinblick auf das Vorliegen substanzbezogener Störungen und Arbeitsfähigkeit begutachtet. In der vorliegenden Studie sollen etwaige Defizite in der Schul- und Berufsausbildung, substanzbezogene und andere psychische Störungen sowie der zeitliche Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und substanzbezogener Störung dargestellt werden.
Methodik: Leistungsempfänger, bei denen Sachbearbeiter des JobCenters das Vorliegen einer substanzbezogenen Störung vermuteten, stellten sich zur sozialmedizinischen Begutachtung vor. Die Klienten wurden mit dem Europ-ASI interviewt, Diagnosen psychischer Störungen erfolgten mithilfe des SKID.
Ergebnisse: Bei 87 der ersten 100 begutachteten Personen wurde eine substanzbezogene Störung diagnostiziert, meist eine alkoholbezogene Störung, oft auch mehrere substanzbezogene Störungen. Die Betroffenen waren im Durchschnitt 40 Jahre alt (SD 8,5) und zu 83,9% männlich. 51,2% hatten die Schule nicht über Klasse 9 hinaus absolviert, 55,2% verfügten über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Die mediane längste Dauer einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit betrug 3 Jahre. 51,7% erhielten weitere psychiatrische Diagnosen. Die substanzbezogene Störung hatte zumeist bereits im Jugend- bzw. im jungen Erwachsenenalter begonnen. Nur bei einer Minderheit (7,4%) war die aktuelle Arbeitslosigkeit zeitlich dem Beginn des regelmäßigen Konsums der Haupt-Problemsubstanz vorausgegangen.
Schlussfolgerung: Das SUNRISE-Projekt wurde erfolgreich implementiert. Die untersuchten Langzeitarbeitslosen waren in hohem Ausmaß belastet von Defiziten in der Schul- und Berufsausbildung, von früh beginnenden substanzbezogenen Störungen sowie von weiteren psychischen Störungen. Die substanzbezogene Störung entwickelte sich also nicht erst nach Beginn der Arbeitslosigkeit bei zuvor beruflich integrierten Personen. Vielmehr handelt es sich um eine Gruppe komplex psychosozial belasteter Personen. Hier sind die Sektoren Arbeitsmarkt und Gesundheitssystem übergreifende Maßnahmen notwendig.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Cited by
4 articles.
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