Affiliation:
1. Referat Arzneimittel und Methoden, Medizinischer Dienst
Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, Deutschland
2. Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin
Göttingen, Gottingen, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel Benzodiazepine und Z-Substanzen werden in erheblichem
Umfang auf Privatrezept auch für gesetzlich Krankenversicherte
verordnet, mit ehemals großen Unterschieden zwischen Ost- und
Westdeutschland. Ziel der vorliegenden Studie ist es zu untersuchen, ob diese
Unterschiede auch heute noch bestehen.
Methode Die Sekundärdatenanalyse nutzte anonymisierte
Verordnungsdaten von niedergelassenen Hausärzten, Neurologen und
Psychiatern. Eingeschlossen wurden gesetzlich Krankenversicherte mit mindestens
einer Verordnung eines Benzodiazepins oder einer Z-Substanz zwischen 2014 und
2020. Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland im Anteil der
Privatverordnungen waren zentrales Outcome. In multiplen Regressionsanalysen
wurde geprüft, ob die Faktoren Region (Ost- vs. Westdeutschland) und
Facharztgruppe (Hausärzte vs. Neurologen/Psychiatern)
statistisch signifikante Prädiktoren für den Anteil an
Privatverordnungen sind – unter Berücksichtigung der Alters- und
Geschlechtszusammensetzung der Patienten einer Praxis.
Ergebnisse Aus 867 Praxen wurden 2.200.446 Verordnungen von Z-Substanzen,
Benzodiazepin-Anxiolytika und Benzodiazepin-Hypnotika/Sedativa
ausgewertet. Über 38% dieser Verordnungen wurden in Form von
Privatrezepten ausgestellt; in Ostdeutschland lag der Anteil bei 53,6%,
in Westdeutschland bei 34,8%. Für Z-Substanzen war der Anteil an
Privatverordnungen besonders hoch (70,7% in Ost- und 43,0% in
Westdeutschland). Hausärzte griffen weit häufiger als Neurologen
und Psychiater zu Privatverordnungen. Der Anteil von Privatverordnungen stieg im
Untersuchungszeitraum an, vergleichsweise stark in den westlichen
Bundesländern (von 33% auf 39%), geringfügig in
den östlichen Bundesländern (von 53% auf 54%).
Im multivariaten Modell waren die Region (Ost/West) und die
Facharztgruppe ähnlich starke Prädiktoren für das
Ausmaß an Privatverordnungen, besonders bei Z-Substanzen.
Schlussfolgerung Entgegen einer allgemeinen Angleichung von
Lebenserwartung, Morbiditätsrisiken und Gesundheitsverhalten in Ost- und
Westdeutschland gibt es, trotz Annäherung, weiterhin einen deutlichen
Unterschied zwischen beiden Regionen im Anteil an Privatverordnungen bei
Benzodiazepinen, speziell bei Z-Substanzen. Die Arztgruppen, die
maßgeblich diese Substanzen verordnen, nämlich Neurologen und
Psychiater auf der einen, Hausärzte auf der anderen Seite unterscheiden
sich ebenfalls erheblich in der Quote ihrer Privatrezepte für diese
Substanzen.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health