Affiliation:
1. Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
2. Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
Abstract
Was ist neu?
(Früh-)Mobilisation Besonders hervorzuheben ist die differenziertere Betrachtung der Frühmobilisation, die innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Aufnahme auf die Intensivstation beginnen soll. Ein Stufenkonzept und das scorebasierte Mobilisationsschema ermöglichen eine verbesserte Rehabilitation der behandelten Personen. Mobilisation soll den Standard darstellen, d.h. eine medizinisch notwendige Immobilisation muss ärztlich angeordnet werden. Die neue Leitlinie gibt Vorschläge für die Therapiedauer und zusätzliche Mobilisationsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass die zu behandelnden Personen so oft wie möglich stehen, aktiv vom Bett zum Stuhl transferiert werden oder gehen können. Diese Empfehlungen gelten auch während einer ECMO-Therapie, was die Bedeutung einer frühzeitigen Aktivierung und Rehabilitation betont.
Oberkörper-Hochlagerung Zu den weiteren Neuerungen gehört die Oberkörper-Hochlagerung (OKH) von mind. 40 Grad bei intubierten kritisch Kranken, wobei potenzielle Nebenwirkungen und Risiken sorgfältig abgewogen werden müssen.
Kontinuierliche laterale Rotationstherapie Die Anwendung der kontinuierlichen lateralen Rotationstherapie (KLRT) weist im Vergleich zu anderen Therapien keine bedeutsamen Vorteile auf, führt aber durch die Notwendigkeit einer tiefen Sedierung während der KLRT zu mehr Nachteilen und wird deswegen nicht mehr empfohlen.
Bauchlagerung Die Bauchlagerung ist die empfohlene Therapieoption für invasiv beatmete Personen mit ARDS und eingeschränkter arterieller Oxygenierung (PaO2/FiO2 <150mmHg) für eine Mindestdauer von 12 Stunden, idealerweise 16 Stunden. Besondere Empfehlungen gelten bspw. für COVID-19-Erkrankte mit akutem hypoxischem Lungenversagen, bei denen Bauchlagerungen im Wachzustand („awake proning“) durchgeführt werden sollten.
Hilfsmittel Die Leitlinie befasst sich neu mit Hilfsmitteln und neuromuskulärer Elektrostimulation, die im Rahmen der Lagerungstherapie und vor allem zur (Früh)Mobilisation von intensivpflichtigen Personen eingesetzt werden.