Author:
Dietrich-Neunkirchner Anita
Abstract
Vor 100 Jahren galt die Psychoanalyse als progressivste Theorie zur Sexualität. Doch was ist heute davon im feministischen Diskurs übrig geblieben? Wohin bewegt sich die feministische Forschung? Die Erfindung der Psychoanalyse ist auch eine Geschichte der Frauen rund um Freud, die von Anfang an auf Brüche und Verirrungen in der Theoriebildung zur weiblichen Psychosexualität hingewiesen haben. Die erstarkende Frauenbewegung, später Feminismus genannt, fand auch unter den Psychoanalytikerinnen Verbündete, die den patriarchalischen Unterbau der Psychoanalyse aufspürten und ideologiekritisch reflektierten. So wird heute der frühen prägenitalen Sexualität zwischen Mutter und Tochter mehr Einfluss zugestanden, die Wichtigkeit betont, den eigenen Körper lustvoll zu besetzen und aggressive Triebregungen aktiv bestimmend nach außen zu richten. Exemplarisch für die feministische Forschung wird die seit Freud bestehende theoriebezogene Leerstelle zur Schwesterlichkeit erörtert und dazu eine aktuelle Studie zur symbolischen Schwesternschaft und deren spezifischen Übertragungsdynamiken in der Berufswelt präsentiert.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG
Reference22 articles.
1. Chasseguet-Smirgel, J. (1974). Psychoanalyse der weiblichen Sexualität. Suhrkamp.
2. Coles, P. (2003). The Importance of Sibling Relationships in Psychoanalysis. Karnac.
3. Dietrich-Neunkirchner, A. (2019). Symbolische Schwesternschaft. Eine psychoanalytische Studie zur weiblichen Beziehungskultur und Übertragungsdynamik im beruflichen Kontext. Psychosozial-Verlag.
4. Freud, S. (1917a). Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse. GW XII, S. 3–12.
5. Freud, S. (1925d [1924]). Selbstdarstellung. GW XIV, S. 31–96.