Author:
Christl Julia,Supprian Tillmann
Abstract
Obwohl in der Mehrzahl der Zulassungsstudien der antipsychotisch wirkenden Psychopharmaka die Gruppe der alten und sehr alten Menschen nicht adäquat repräsentiert war, werden diese Medikamente heute als Standardbehandlung bei schizophrenen Erkrankungen im höheren Lebensalter eingesetzt. Klinisch ist die Wirksamkeit der Antipsychotika bei schizophrenen Psychosen auch im hohen Alter gut belegt. Auch bei älteren Menschen bedarf die antipsychotische Behandlung einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung, bei welcher zunächst der Schweregrad der psychotischen Symptomatik erfasst werden sollte. Das individuelle Risiko einer Behandlung mit Antipsychotika wird im höheren Lebensalter maßgeblich durch komorbide Erkrankungen, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflusst. Bei multimorbiden Patienten muss eine äußerst kritische Risikobewertung vorgenommen werden, da die Behandlung mit Antipsychotika das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen erhöhen kann. Im Einzelfall kann daher trotz bestehender psychotischer Symptome der Verzicht auf eine antipsychotische Behandlung angezeigt sein, wenn das Risiko der Behandlung den potenziellen klinischen Nutzen überwiegt. Von zentraler Bedeutung bei der medikamentösen Behandlung älterer psychotischer Patienten ist die fachärztliche Begleitung und Beratung im Hinblick auf die Therapieadhärenz: Die Effektivität einer antipsychotischen Therapie hängt maßgeblich von der korrekten und kontinuierlichen Einnahme des Medikaments in der verordneten Dosierung ab. Von entscheidender Bedeutung für den Erfolg einer medikamentösen Behandlung mit Antipsychotika ist die begleitende, kontinuierliche psychotherapeutische Behandlung.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG
Subject
General Earth and Planetary Sciences,General Environmental Science
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