Abstract
Das Konzept einer »Evidenzbasierten Medizin« (EbM) ist eigentlich ein sehr guter Vorschlag, angesichts der Fülle an Forschungsliteratur – auch im Bereich der Psychotherapie – hinreichend den Überblick zu behalten und so besser Entscheidungen zum Nutzen der Patienten treffen zu können. Gezeigt wird, dass dieses gute Konzept inzwischen überwiegend missbräuchlich eingesetzt wird. Statt die Breite an relevanten Informationen zu einer Fragestellung zu berücksichtigen, wurde EbM in Deutschland wesentlich zu einem Instrument zur Selektion und Maßregelung umfunktioniert. Nur noch solche Studien, welche der Logik von Pharma-Prüfungen folgen – RCTs –, werden berücksichtigt, obwohl dieser Ansatz für einen breiten Bereich von Psychotherapie inadäquat ist. Zudem werden dann diese Ergebnisse mittels »Effektstärken« mit den Methoden der Metaanalyse zusammengefasst – obwohl »Effektstärke« nicht (nur) den Behandlungserfolg misst.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG
Reference37 articles.
1. Asay, T. P. & Lambert, M. J. (1999). The Empirical Case for the Common Factors in Therapy: Quantitative Findings. In M. Hubble, B. L. Duncan & D. Miller (Hrsg.), The Heart & Soul of Change: What Works in Therapy. Washington, D. C.: American Psychological Association.
2. Asay, T. P. & Lambert, M. J. (2001). Empirische Argumente für die allen Therapien gemeinsamen Faktoren: quantitative Ergebnisse. In M. Hubble, B. L. Duncan & D. Miller (Hrsg.), So wirkt Psychotherapie (S. 41–81). Dortmund: Verlag modernes lernen.
3. Faber, F. H. & Haarstrick, R. (1999). Kommentar Psychotherapierichtlinien (4. Auflage). Neckarsulm: Jungjohann Verlagsges.
4. Fydrich, T. & Schneider, S. (2007). Evidenzbasierte Psychotherapie. Psychotherapeut, 52, 55–68.
5. Fydrich, T. & Kommer, D. (2004). Das Psychotherapeutengesetz: 53 Jahre davor, 5 Jahre danach. Verhaltenstherapie, 14, 35–41.