Abstract
Geflüchtete werden durch Vertreibung, radikalen Kontextwechsel und Akkulturationsprozesse in ihrem Selbstverständnis und -gefühl oft so stark erschüttert, dass sie gerade in der Anfangszeit im aufnehmenden Land drohen, in schwere Identitätskrisen zu geraten. Durch die Umstände der Flucht bereits beund überlastet, verfügen sie häufig nicht über die psychische Energie zur Wiederherstellung der krisenhaft gewordenen Identität, die wiederum notwendige Voraussetzung dafür wäre, eigene Zugehörigkeit zu und Teilhabe an der neuen Kultur auszuhandeln. Zur (Wieder-)Erlangung der psychischen Voraussetzungen zum Leisten dieser Identitätsarbeit greifen sie auf protektive und stärkende Spaltungsprozesse zurück, die von außen wie ein bloßes Abschotten in eine Parallelgesellschaft anmuten – sie werten etwa das Aufnahmeland völlig ab, während sie die verlorene Heimat idealisieren. Wie genau Spaltungen in diesem Sinne integrationsförderlich sein können, wird in vorliegendem Beitrag anhand verschiedener Entwicklungslinien in einem Fallbeispiel deutlich gemacht.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG
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