Abstract
An die Stelle des Bildes autonomer Kulturen, die ihr Erbe bewahren, muss das wissenschaftliche Konzept treten, dass Kulturen immer in Austausch miteinander stehen und sich wechselseitig verändern. Dies gilt auch für die indischen Religionen und Frömmigkeitsformen, von denen oftmals fälschlicherweise angenommen wird, sie seien etwas Ursprüngliches, das authentisch überliefert sei. Vor allem ab dem 19. Jahrhundert führt Indien aber mit den westlichen Kulturen einen intensiven Dialog über das Wesen und die Funktion von Religion und ist verstärkt in globale kulturelle Transformationsprozesse eingebunden. Seit den 1950er Jahren entdecken sich dabei neue religiöse Bewegungen, die in Indien entstehen, und die Alternativkultur des Westens. Der Beitrag zeigt, nachdem kurz auf die deutschen Indienbilder eingegangen worden ist, die Entwicklungslinien dieser Austauschprozesse nach und stellt dar, mithilfe welcher Medien sie vonstattengehen. So sei ab den 1950er Jahren ein »Globales Indien« entstanden, das auf die Kultur des Landes wieder zurückwirkt. Danach wird die Rolle Oshos, des bedeutendsten Stifters einer dieser neuen religiösen Bewegungen, und die des deutschen Zweigs seiner Neo-Sannyas-Movement in diesen globalen Translationsprozessen dargestellt.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG
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