Abstract
Ausgangspunkt des Beitrags ist die Annahme, dass Fortpflanzungstechnologien auf vielfältige Weise die Bedingungen für die Planung und Realisierung des Elternwerdens verändern, womit sie die Gestaltungsmöglichkeiten für partnerschaftliche Beziehungen erweitern, aber auch neue Formen des psychischen Erlebens und der Deutung von Kinderwunsch, Paarbeziehung und gemeinsamer Elternschaft hervorbringen. Anhand von zwei Falldarstellungen wird illustriert, wie sich Praktiken und Bedeutungen der Reproduktionsmedizin verknüpfen mit biografischen Beziehungserfahrungen und damit psychisch auch bedeutsam werden können in Hinblick auf die Bewältigung latenter Konflikte, unbewusster Wünsche und Ängste im Übergang zur Elternschaft. Übergreifend wird deutlich, wie Fortpflanzungsmedizin eine Abwehr und Kontrolle von Begrenztheit, Bedürftigkeit und Angewiesenheit auf einen anderen begünstigen kann, mit der wiederum verschiedene Risiken und destruktive Potenziale verwoben sind.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG
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