Abstract
Ausgehend von der Beobachtung, dass in nahezu allen Wissenschaften, die sich mit dem Selbst und seinen Grenzen befassen, die Rolle von Plazenta und Nabelschnur unbeachtet geblieben ist, untersucht dieser Essay unser Verständnis der Entwicklung von seelischem Leben. In der Embryologie sei ein Trend zu verzeichnen, dem Fötus immer mehr Fähigkeiten zuzuschreiben, und dabei die vollkommene Abhängigkeit seines Gedeihens vom lebendigen Körper der schwangeren Frau aus dem Blick zu verlieren. Diese konsequente Missachtung der frühen Zwischenleiblichkeit führt die Autorin auf ein »Unbehagen in der westlichen Kultur« zurück, das unserer patriarchal geprägten, mechanistischen Tradition des Denkens und Sprechens entspringt. Mithilfe von psychoanalytischen und philosophischen Konzepten erforscht sie diesen leib-seelischen Zwischenbereich mit seinen musikalischen Dimensionen und »Nabel-Phantomen«, in dem wir auch den Ursprung von Intersubjektivität und künstlerischem Schaffen vermuten können.
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