Abstract
Axel Seemann widmet sich in diesem Beitrag der Frage, wie die Erfahrung der Einsamkeit zu erklären ist. Er arbeitet ein zentrales Problem für die Einsamkeitsforschung heraus. Es besteht darin, die Rolle bestimmter anderer Personen in der Einsamkeitserfahrung des betroffenen Menschen verständlich zu machen. Seemann argumentiert, dass diese Rolle über das soziale Selbstverständnis der einsamen Person bestimmt wird. Seinem Ansatz zufolge ist dieses Selbstverständnis in einem normativen Modell begründet, das die Person von sich in ihrem sozialen Umfeld hat und das sie mit ihrer als tatsächlich wahrgenommenen Umwelt vergleicht. Dieses Modell bildet unter anderem gewünschte Verhältnisse zu bestimmten anderen Personen ab. Diskrepanzen zwischen dem Modell und der sozialen Wirklichkeit, wie sie von der Person erlebt wird, erklären dann das Gefühl der Einsamkeit.
Reference50 articles.
1. Arendt, Hannah (1976): The origins of totalitarianism. New York: Harcourt Brace Jovanovich.
2. Brentano, Franz (1874): Psychologie vom empirischen Standpunkte. In zwei Bänden. Erster Band. Leipzig: Duncker & Humblot.
3. Cacioppo, John T./Hawkley, Louise C. (2009): Perceived social isolation and cognition. In: Trends in Cognitive Sciences, 13. Jg., Nr. 10, S. 447–454. DOI: https://doi.org/10.1016/j.tics.2009.06.005.
4. Cacioppo, John T./Hawkley, Louise C./Crawford, L. Elizabeth/Ernst, John M./Burleson, Mary H./Kowalewski, Ray B./Malarkey, William B./Van Cauter, Eve/Berntson, Gary G. (2002): Loneliness and Health: Potential Mechanisms. In: Psychosomatic Medicine, 64. Jg., Nr. 3, S. 407–417. DOI: https://doi.org/10.1097/00006842-200205000-00005.
5. Carney, James (2020): Thinking avant la lettre: A Review of 4E Cognition. In: Evolutionary Studies in Imaginative Culture, 4. Jg., Nr. 1, S. 77–90. DOI: https://doi.org/10.26613/esic.4.1.172.