1. So wird etwa im Visual Culture Reader (hrsg. von Nicholas Mirzoeff. London 1998, S. 5) visuelle Kultur fehl definiert als eine „tactic with which to study the genealogy, definition and functions of postmodern everyday life” und gegen ein angeblich textbesessenes 19. Jahrhundert kontrastiert,„classically represented in the newspaper and the novel”: gleich zwei Irrtümer auf einem Fleck. Ebenso wenig hilfreich sind die Essays von W. J. T. Mitchell: Picture Theory. Essays in Verbal and Visual Representations (Chicago 1994), die einen, ‚pictorial turn’ ausriefen.
2. Die Kunsthistorikerin Svetlana Alpers (The Art of Describing. Chicago 1983) analysierte eben nicht nur (in traditionell-kunsthistorischer Manier) den Stil der niederländischen Malerei, sondern setzte diesen in Beziehung etwa zur Kartographie und Landvermessung, zu den an der Anschauung ansetzenden Ausbildungsidealen eines Johan Comenius, zu den optischen Theorien der Zeit sowie etwa zu den Experimenten Jan Vermeers mit der camera obscura. „What I propose to study then is not the history of Dutch art, but the Dutch visual culture - to use a term that I owe to Michael Baxandall”(S. XXV). Die holländische Landschaftsmalerei folgt (laut Alpers) genauso einem tiefverwurzelten, mapping impulse’ (S. 147) wie die zeitgenössische Kartographie eines Willem Jansz Blaeu und die Geodäsie eines Willebrord Snellius; ihr Ziel ist die historiographische Erfassung einer umfassenden Wahrnehmungskultur.
3. Siehe dazu die Auswahl in (Hrsg.): Tracings of Light. Sir John Herschel & the Camera Lucida. San Francisco 1990. Übrigens war der Erfinder dieser camera lucida, William Wollaston, auch der Ko-Entdecker der schwarzen Linien des Sonnenspektrums. Weitere Beispiele finden sich bei Klaus Hentschel: Mapping the Spectrum. Techniques of Visual Representation in Research and Teaching. Oxford 2002.
4. Siehe dazu beispielsweise Simon Schaffer: Metrology, Metrication, and Victorian Values. In: (Hrsg.): Victorian Science in Context. Chicago 1997, S. 438-474, insbesondere S. 449ff., sowie zum folgenden Larry Schaaf: Piazzi Smyth in Egypt and at Teneriffe. History of Photography3 (1979), 331-354, 4 (1980) 289-307, und 5 (1981), 27-50.
5. Für den Wiederabdruck dieses Artikels, erstmalig mit den darin erwähnten visuellen Repräsentationen, siehe (Hrsgg.): The Role of Visual Representations in Astronomy: History and Research Practice. Frankfurt am Main 2000, S. 66-78.