1. Die Mitteilung von P. Den so im 10. Heft dieser Zeitschrift (1902) veranlasst mich zur Beschreibung von Versuchen, welche Herr Dr. F. Bran im Jahre 1900 auf meine Anregung mit grossern Interesse ausgeführt hat. Anlass zu denselben gab der Umstand, dass bei Benutzung einer Platinanode in dem elektrochemischen Praktikum, welches ich damals abhielt und bei welchem Herr Dr. Bran mir assistierte, anodischer Angriff des Metalls in einer Salzsäure beobachtet wurde in welcher ich mit Grinberg (Zeitschr. f. anorg. Chemie 16, 446 [1898]) einen solchen Angriff nicht bemerkt hatte. ich vermutete alsbald, dass die Ursache in einer. Verschiedenheit der Stromdichte gelegen sei. Die Versuche von Grinberg und mir sind mit hoher Stromdichte ausgeführt (1 bis 2 Amp/qcm), in dem abweichenden Falle, den Bran und ich beobachteten, war die Stromdichte gering. Es lag also nahe, sich vorzustellen, dass das Platin anodisch bei hoher Stromdichte schwerer als bei niedererangegriffen werden möchte. Diese Auffassung hat sich durch die Branschen Versuche bestätigt. Das Resultat ist zunachst überraschend, weil nach allgemeinem Grundsatz der Angriff einer Anode um so mehr begünstigt wird, je stärker die Stromdichte, also auch die anodische Polarisation ist. Es ist indessen nicht unerklärlich, dass der Fall hier abweichend liegt. Es ist zu berücksichtigen, dass die Lösung des Platins immer nur einen kleinen Anteil der Stromarbeit ausmacht. Die Hauptmenge des Stromes dient der Entbindung gasförmigen Chlors. Nun wird die Chlorwasserstoff-Konzentration an einer un-angreifbaren Anode in Salzsäure gegebener Stärke nach bekannten Grundsätzen der elektrochemischen Theorie ceteris paribus um so geringer sein, je höher die Stromdichte ist, weil der Elektrolyt mit wachsender Stromdichte an der Anode immer mehr an Chlorwasserstoff verarmt. Da aber weiterhin die Platinanode um so weniger anodisch angegriffen wird, je verdünnter die Salzsäure ist, welche zersetzt wird, so ist zu erwarten, dass eine Steigerung der Stromdichte der Anode denselben Schutz gegen anodischen Angriff gewährt, wie eine Verminderung des Chlorwasserstoffgehaltes im Elektrolyten. Richtet man den Versuch so ein, dass die Stromdichte über die Anodenflache hin verschieden ist, so kann man die Verschiedenheit des Angriffs und damit die ihr zu Grunde liegende ungleiche Verarmung der Grenzschicht des Elektrolyten leicht augenfällig machen. Ich habe dieser Mitteilung die Beschreibung eines solchen Demonstrationsversuches eingefügt, den ich mit freundlicher Mitwirkung von Herrn M. Moniotte kürzlich einigemal ausgeführt habe. Die Belastung von Platinanoden mit vergleichsweise hohen Stromdichten ist durch den hohen Wert des Platins vorgezeichnet. Es ist von Interesse, dass das Platin, bezw. Platiniridium dadurch in Salzsäure auch zugleich anodisch widerstandsfähiger wird. Der Vergleich mit den Densoschen Versuchen zeigt, dass die Ergebnisse einander nirgends wider-sprechen. Unmittelbar vergleichbar sind sie nicht, erstlich weil die Stromdichten differieren, zweitens weil Den so die untersuchte Elektrode zwischen zwei Gegenelektroden bringt und so eine gleiche Stromdichte auf beiden Seiten derselben veranlasst, während Bran nur eine Gegenelektrode benutzt.