Abstract
AbstractEs wird gezeigt, daß die Sekretion von Gasen, insbesondere von Stickstoff, Argon und Sauerstoff, welche in der Schwimmblase von Tiefseefischen unter einem Gesamtdruck von 100, gelegentlich sogar von 200 Atm zu erfolgen hat, durch Vervielfachung eines kleinen Konzentriereffektes in dem durch das rete mirabile gegebenen Haarnadel‐Gegenstromsystem quantitativ möglich ist.Der vervielfachte Konzentrier‐Einzeleffekt dürfte für die Gase Stickstoff und Argon durch eine geringe, beim Durchtritt des Blutes durch die am Scheitel des rete befindliche Drüse erfolgende Erhöhung des Salzgehaltes erfolgen. Eine Erhöhung des Salzgehaltes um 0,02 Mol/l ergibt eine Erniedrigung des Löslichkeitskoeffizienten um etwas weniger als 1%, ein Aussalzeffekt, welcher zu einer kleinen Erhöhung der Konzentration dieser Gase im arteriellen Aste gegenüber der Konzentration im venösen Aste führt und dessen Vervielfältigung durch das Haarnadel‐Gegenstromsystem die Ausscheidung der genannten Gase unter den erwähnten Drucken am Scheitel des Systems ermöglicht.Im Falle des Sauerstoffs kommt zur Aussalzwirkung eine Beeinflussung der Sauerstoffbindung ans Haemoglobin hinzu. Auf Grund von Messungen, welche insbesondere von Scholander über die Beeinflussung der Sauerstoffbindung durch Zusatz von Milchsäure zum Blut von Tiefseefischen durchgeführt worden sind, dürfte ein am Scheitel des rete erfolgender Zusatz von etwa 5 · 10−3 Mol Milchsäure je Liter einen Einzeleffekt liefern, durch dessen Vervielfachung die in der Schwimmblase erfolgende Ausscheidung von Sauerstoff sowohl hinsichtlich Druck als auch hinsichtlich Mengenleistung je Zeiteinheit verstanden werden kann. Die genauere Diskussion zeigt, daß im Bereich niedriger Partialdrucke der Bohr‐ und der Root‐Effekt (Beeinflussung der Sauerstoffbindung ans Haemoglobin) und nach Erreichung hoher O2‐Partialdrucke die Aussalzwirkung den im wesentlichen im Haarnadel‐Gegenstrom zur Vervielfachung gelangenden Einzeleffekt bildet. Der Unterschied in den bei kleinen Partialdrucken, d.h. am Eingang des rete maßgebenden Einzeleffekten (Aussalzwirkung bei Stickstoff und Argon, Bohr‐Effekt bei Sauerstoff) erklärt den Unterschied der Geschwindigkeit in der Beschickung der Schwimmblase (kleine Geschwindigkeit im Falle von N2 und Ar und große Geschwindigkeit im Falle von O2).