Abstract
AbstractEs wird der Gedanke präzisiert, daß die Auswertung der diffusen Röntgenkleinwinkelstreuung streng genommen immer nur zur Ermittlung eines mit dem realen Objekt streuungsäquivalenten Modellsystems führt. Die errechneten Parameter sind danach die des Modellsystems und der Erfolg der Interpretation hängt daher von dessen glücklicher Wahl ab. Prüfungsmöglichkeiten für die vorgenommene Interpretation können sich durch Kleinwinkeluntersuchungen bei variierten experimentellen Bedingungen ergeben, z.B. das vergleichende Studium der kolloiden Partikel in verdünntem und dichtgepacktem Zustand.Die beiden für Cellulose in Vorschlag gebrachten Modellsysteme, das Hosemannsche und das unsrige, werden besprochen. Unser Modellversuch führt bei verdünnten und dichtgepackten Systemen zu einer vernünftigen Übereinstimmung der Ergebnisse. Das Hosemannsche Modell dagegen gibt keine Handhabe, die sehr verschiedenen Streukurven in den beiden Quellungszuständen zu verstehen.Ein wesentliches Merkmal der Streuung parallelepipedischer Körper ist das Auftreten eines Faktors in der Streukurve, welcher mit dem Lorentzfaktor der Kristallstrukturanalyse in formale Analogie gesetzt werden kann. Eine experimentelle Möglichkeit für die Verifizierung der Existenz dieses Faktors bietet sich in der vergleichenden Untersuchung von ungeordneten und faserstrukturierten Objekten, da bei letzteren, unter geeigneten Versuchsbedingungen – spaltförmiger Primärstrahl bei Beleuchtung normal zur Faserachse – der der Länge entsprechende Lorentzfaktor nicht auftreten dürfte. Auf entsprechende Versuche von P. H. Hermans, die im Anschluß an diese Mitteilung zur Publikation gelangen, wird hingewiesen.Das markante Merkmal unseres Modellsystems, die ziemlich einheitliche Mizelldicke, wird durch Vergleich mit Ergebnissen anderer Art gestützt: Einerseits sind dies die Befunde von P. H. Hermans und Mitarbeitern, wonach gewisse Spezialfasern einen so hohen Grad von Einheitlichkeit aufweisen können, daß in der Kleinwinkelstreukurve sogar Maxima auftreten, andererseits neuere elektronenmikroskopische Befunde.