Die photographische Entwicklung als Elektrodenvorgang

Abstract

AbstractEs wird ein allgemeines Reaktionsschema der photographischen Entwicklung aufgestellt und an ihm die Begriffe Entwickelbarkeit und Kinetik der Entwicklung unterschieden. Die verschiedenen Theorien der Entwickelbarkeit ergeben sich als Spezialfälle dieses Schemas. Die Kinetik des Vorganges läßt sich interpretieren, wenn der Keim des latenten Bildes als Lokalelement betrachtet wird. Er wirkt für den Entwickler als Elektronenakzeptor (Anode), für Silberionen im Silberhalogenidkristall oder in der Lösung als Elektronendonator (Kathode). Für den Spezialfall der chemischen Entwicklung wird diese Vorstellung an einem Modell geprüft, bei dem die beiden Funktionen des Keims örtlich getrennt werden. Als Anode dient ein Silberring, als Kathode und Kristall ein Silberzylinder mit Silberhalogeniddeckschicht. Die Zelle ist über ein Galvanometer kurzgeschlossen und befindet sich in strömender Entwicklerlösung. Die Entwicklungsgeschwindigkeit wird als Strom gemessen. Es ergeben sich folgende Resultate: Reduktionsmittel mit Entwicklereigenschaften werden nur an metallischen Anoden, also elektrochemisch oxydiert, nicht entwickelnde Reduktionsmittel wirken entweder direkt auf das Halogenid ein, oder sie besitzen zu geringe anodische Reaktionsgeschwindigkeit. Wird bei geöffnetem Stromkreis reduziert, wirken Schichtfehler als Keime (d.h. Elektroden). Bei entwickelnden Substanzen steigt die Reaktionsgeschwindigkeit wegen der Flächenzunahme der Elektroden autokatalytisch an. Die Reaktionsgeschwindigkeit wird durch die Oberflächenstruktur der Anoden (Keime), die Diffusionsgeschwindigkeit des Entwicklers an die Anoden oder die Austrittsgeschwindigkeit der Halogenionen bestimmt. Sie ist ferner eine spezifische Funktion der Entwicklerkonzentration, des pH‐Wertes und der Differenz von Reduktionspotential des Entwicklers und Arbeitspotential des Silberhalogenids. Die Ergebnisse sind weitgehend analog den Resultaten photographischer Untersuchungen.