Abstract
AbstractDie anorganische Chemie ist das klassische Gebiet der Anwendung des von Kossel entwickelten elektrostatischen Bildes zur Beschreibung chemischer Bindungsverhältnisse.Von der neueren quantenmechanischen Theorie ist die anorganische Chemie vor allem durch die Arbeiten von Sidgwick und Pauling beeinflußt worden, nach deren Auffassung Komplexverbindungen wesentlich kovalenten Charakter besitzen sollten. Über diesen Stand hinausgehend, sind in den letzten Jahren bindungstheoretische Gesichtspunkte vor allem in zwei Bereichen erfolgreich angewendet worden.In der anorganischen Komplexchemie hat sich herausgestellt, daß auf der Grundlage der alten elektrovalenten Vorstellungen von Magnus die Absorptionsspektren so weitgehend analysiert werden können, daß hier in wenigen Jahren ein großes neues Teilgebiet der Molekülspektroskopie entstanden ist. Außerdem ist gezeigt worden, daß auch die magnetischen Eigenschaften der Komplexverbindungen, die vor allem die Paulingsche Auffassung zu stützen scheinen, im Rahmen des elektrovalenten Modells im wesentlichen verstanden werden können. Damit wurde eine alte Vermutung von van Vleck bestätigt.Im Bereich der Ionengitter hat Krebs zeigen können, daß die Mitbeteiligung kovalenter Strukturen sterische Effekte bedingt, die auf andere Weise nicht einfach verstanden werden können.Der Zusammenhang der neuen Entwicklungen mit dem Variationsprinzip der Quantentheorie wird diskutiert.