Abstract
Der Beitrag stellt Ergebnisse einer ethnografischen Studie zu geschlechtsspezifischen Nutzungspraxenauf dem Friedhof vor. Anhand von teilnehmenden Beobachtungen, ethnografischen Interviews und Expert_inneninterviews wurde herausgearbeitet, wie der Friedhof als Raum zur Performanz von Differenzen, insbesondere dem (Un-)Doing Gender, Age und Kinship genutzt wird. Während Frauen den Friedhof als Raum der Einführung Jüngerer in familiale Gedenkkultur nutzen und so traditionelle Geschlechterrollen reproduzieren, bietet die Sorge für alte Familienmitglieder oder Gräber Friedhofsbesucher_innen unabhängig vom Geschlecht eine Bühne zur Performanz von Fürsorglichkeit und einen Abbau von Geschlechterdifferenz. Dieses (Un-)Doing Gender geschieht in Verschränkung mit der Performanz von Verwandtschaft und Alter. Der Beitrag diskutiert die Ergebnisse hinsichtlich der Bedeutung des Friedhofs für das Verhandeln familialer Ordnung und die in familialer Gedenkkultur stattfindende (Geschlechter-)Sozialisation.
Publisher
Verlag Barbara Budrich GmbH
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