Abstract
Das Thema Unterstützung für pflege- und hilfebedürftige Angehörige über eine räumliche Distanz hinweg ist ein in Deutschland immer noch kaum untersuchtes Phänomen. Im Zuge der Kontaktbeschränkungsmaßnahmen der ersten und zweiten Welle der COVID-19-Pandemie in Deutschland waren auch in Bezug auf ältere Menschen sog. „Distance Caregiving“-Pflegearrangements betroffen. Dabei ist kaum vertiefendes Wissen über die entsprechende Wahrnehmung aus Sicht der Distance Carers bekannt, für die Kommunikation und Hilfen aus der Distanz bereits vor der Pandemie gängige Praxis war. Der vorliegende Beitrag basiert auf qualitativen Interviewdaten von Juli bis November 2020 von N=10 Distance Carers in Deutschland, die mittels integrativen Basisverfahren analysiert wurden. Die Befunde unterstreichen die Bedeutung von emotionalen Beziehungen unter den Angehörigen und die allgemeine Ambivalenz der Pandemie. So zeigt sich einerseits, dass die Kontaktbeschränkungen die Distance Carers emotional belastet haben, bspw. durch Verunsicherung und Sorge über den gesundheitlichen Zustand der Pflegebedürftigen. Andererseits ermöglichte die „legitime Auszeit“, sich stärker von der Pflege abzugrenzen oder neue Formen bspw. in der virtuellen Kommunikation auszuprobieren. In Bezug auf Ressourcen und Strategien konnten die Distance Carers häufig auf bereits vorhandene Helfer*innen vor Ort und etablierte organisatorische Strukturen zurückgreifen.
Publisher
Verlag Barbara Budrich GmbH
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