Abstract
Das Konzept der Deutungsmacht ist in jüngerer Zeit auch ins Interesse der Politikwissenschaft, Philosophie und Religionswissenschaft gerückt. Dieser Artikel soll einen Beitrag zur Formulierung einer Theorie der Deutungsmacht leisten, indem klassische und moderne Machttheorien auf ihre deutungsmächtigen Aspekte hin untersucht werden. Deutungen nehmen eine gewichtige Rolle in der menschlichen Wahrnehmung von Realität ein, weil sie sowohl epistemisch den Blick auf bestimmte Aspekte lenken als auch normative Kriterien bereitstellen, die bestimmte Handlungsoptionen überhaupt erst denkbar erscheinen lassen. Dadurch üben sie Macht aus. Sie beeinflussen wesentlich Überzeugungssysteme wie Ideologien, Religionen oder Mythen, die selbst wiederum Deutungen produzieren. Zudem werden Deutungen von Machtstrukturen getragen. Machtstrukturen sind dabei stets das Ergebnis vergangener Deutungsmachtkonflikte und stellen daher eine Sedimentierung oder Kristallisation siegreicher, zur Orthodoxie aufgestiegener Deutungen dar. Diese gewinnen somit als unhintergehbar wahrgenommene und damit invisibilisierte Bedingungen oder aber Hemmnisse menschlichen Handelns eine gewisse Unabhängigkeit von ihrem Entstehungskontext.
Publisher
Verlag Barbara Budrich GmbH
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Cited by
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