Abstract
Weltweit werden im Namen „der Entwicklung“ Infrastrukturprojekte realisiert, die darauf abzielen, zumindest Teilen der Bevölkerung des Globalen Südens ein an westlichen Standards gemessenes „gutes Leben“ zu ermöglichen. Dies geschieht jedoch sowohl auf Kosten der lokalen Bevölkerung und deren Lebensweisen als auch auf Kosten der Natur. Denn nur durch die Ausweitung des in Lateinamerika seit Jahrzehnten intensivierten Extraktivismus scheint diese „Entwicklung“ möglich. Im Rahmen des Konzepts des „Postextraktivismus“ entstand in den letzten Jahren eine Debatte innerhalb Lateinamerikas, die eine Alternative zu dieser Entwicklung zu skizzieren versucht. Der Artikel fasst zusammen, wie das Konzept des Postextraktivismus nach Gudynas durch das Einbeziehen der Vorstellungen und Ideen lokaler Bevölkerungsgruppen bereichert werden könnte. Das Stauseeprojekt, das im südlichen Chile zu der Enteignung zahlreicher Familien in der Andenregion führte, wird seitens der Regierung(en) mit dem Verweis auf die Notwendigkeit für die Entwicklung des ländlichen Raums legitimiert. Im November 2018 wurden die ersten Häuser der Betroffenen zwangsgeräumt und zerstört. Obwohl dies inzwischen seitens der Justiz als illegal angesehen wird, herrscht in der Gemeinde nach wie vor ein Klima der Unsicherheit. Der Artikel reichert das Konzept des Postextraktivismus um Erkenntnisse aus der Empirie an, welche die Autorin durch ihre Feldforschung 2017 erheben konnte.
Publisher
Verlag Barbara Budrich GmbH
Subject
Geography, Planning and Development
Reference33 articles.
1. Acosta Espinosa, Alberto (2016): „Post-extractivismo: entre el discurso y la praxis. Algunas reflexiones gruesas para la acción“. In: Ciencia Política, Bd. 11, Nr. 21, S. 287-332 (https://doi.org/10.15446/cp.v11n21.60297).
2. Acosta Espinosa, Alberto, & Ulrich Brand (2017): Salidas del laberinto capitalista. Decrecimiento y postextractivismo. Barcelona.
3. Brand, Ulrich (2015): „Degrowth u nd Post-Extraktivismus: Zwei Seiten einer Medaille?“. In: Working Paper der DFG-KollegforscherInnengruppe Postwachstumsgesellschaften, Nr. 5/2015, Jena, www.kolleg-postwachstum.de/sozwgmedia/dokumente/WorkingPaper/wp5_2015.pdf , letzter Aufruf: 16.8.2018.
4. Brand, Ulrich, & Markus Wissen (2017): Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. München (https://doi.org/10.3726/JP2017.21).
5. Burchardt, Hans-Jürgen, & Kristina Dietz (2014): „(Neo-)Extractivism – A New Challenge for Development Theory from Latin America“. In: Third World Quarterly, Bd. 35, Nr. 3, S. 468-486 (https://doi.org/10.1080/01436597.2014.893488).