50. H. Melchior und H. Feuerberg: Beitrag zur Kenntnis der Struktur der Getreide‐Stärkekörner

Abstract

Zusammenfassung . Die Stärke‐Großkörner des Endosperms von Roggen, Weizen und Gerste sind durch einen in der Äquatorialebene liegenden schmalen, spalten‐förmigen Raum — die Medianspalte (nägeli) — in zwei Halbellipsoide differenziert, die von den äußersten Schichten zusammengehalten werden. Dies konnte an den in hochviskosen Medien aufrecht stehenden Stärkekörnern und an Schnitten durch die Körner im Lichtmikroskop und im Phasenkontrastmikroskop festgestellt werden. Untersuchungen mittels des Abdruckverfahrens bestätigen diesen Befund . Die Medianspalte ist weder mit Luft noch mit Eiweiß, sondern mit einer wässerigen Flüssigkeit angefüllt . An den aufrecht stehenden Stärkekörnern ist in geeigneten Einschlußmedien auch die Schichtung erkennbar. Sie verläuft zweiseitig‐symmetrisch, indem die Schichtendicke in der Richtung der Hauptachse breiter, in der Richtung der Nebenachse schmaler ausgebildet ist . Beobachtungen an den sich entwickelnden Stärkekörnern zeigen, daß die Medianspalte in zwölf Tage alten Getreidekörnern, also während der Entwicklung der Stärkekörner auftritt. Die Medianspalte entsteht dadurch, daß die Kernhöhlung fortlaufend in der Richtung der Hauptachse zu einem schmalen Spalt sich verbreitert und hierbei die Schichten des Stärkekornes nach und nach durchbricht . Die in den Roggen‐Großkörnern vorkommenden großen drei‐ bis fünfstrahligen Kernspalten sind Risse, die von der Kornmitte ausgehend in den beiden Halbellipsoiden des Stärkekorns verlaufen . Bei dem Abbau der Stärikekörner geht die Diastase‐Einwirkung vom Zentrum der Medianspalte aus und schreitet im Stärkekorn ellipsenförmig vor . Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß die Bildung der linsenförmigen Großkörner bedingt wird durch die Entstehung und fortschreitende Verbreiterung der Medianspalte . Die Medianspalte stellt ein weiteres wertvolles Merkmal zur Erkennung der Stärkekörner der Hordeeae dar