Affiliation:
1. Klinik für Dermatologie und Phlebologie Vivantes Klinikum im Friedrichshain Berlin Germany
Abstract
ZusammenfassungDas Merkelzellkarzinom (MCC) ist ein seltener, aggressiver Hauttumor mit epithelialer und neuroendokriner Differenzierung, dessen Inzidenz in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Risikofaktoren sind fortgeschrittenes Lebensalter, heller Hauttyp, UV‐Exposition und Immunsuppression. Pathogenetisch wird ein durch das Merkelzell‐Polyomavirus (MCPyV) hervorgerufener Typ von einem UV‐induzierten Typ mit hoher Tumormutationslast unterschieden.Klinisch präsentiert sich das MCC als meist schmerzloser, schnell wachsender, rötlich‐violetter Tumor mit glänzender Oberfläche, der bevorzugt im Kopf‐Hals‐Bereich und an den distalen Extremitäten lokalisiert ist. Eine sichere Diagnose kann nur anhand histologischer und immunhistochemischer Merkmale gestellt werden. Bei Erstdiagnose weisen 20%–26% der Patienten lokoregionäre Metastasen und 8%–14% Fernmetastasen auf, weshalb eine Ausbreitungsdiagnostik unabdingbar ist. Bei fehlenden klinischen Hinweisen auf Metastasen wird eine Sentinel‐Lymphknotenbiopsie empfohlen.Wesentliche Säulen der Therapie sind die Operation, die adjuvante oder palliative Strahlentherapie und in fortgeschrittenen inoperablen Stadien die medikamentöse Tumortherapie. Die Einführung von Immuncheckpoint‐Inhibitoren führte zu einem Paradigmenwechsel, da sich hiermit ein wesentlich langfristigeres Ansprechen und bessere Überlebensraten als mit Chemotherapie erreichen lassen. Zur Therapie des metastasierten MCC ist in Deutschland der PD‐L1‐Inhibitor Avelumab zugelassen, aber auch die PD‐1‐Antikörper Pembrolizumab und Nivolumab werden mit Erfolg eingesetzt. Adjuvante und neoadjuvante Therapiekonzepte, Immunkombinationstherapien und zielgerichtete Therapien als Monotherapie oder in Kombination mit Immuncheckpoint‐Inhibitoren befinden sich in klinischer Prüfung.