Affiliation:
1. Universitätsklinik für Dermatologie Medizinische Universität Wien Wien Österreich
2. Universitätsklinik für Dermatologie Venerologie Medizinische Universität Graz Graz Österreich
3. Universitätsklinik für Dermatologie Venerologie und Allergologie Medizinische Universität Innsbruck Innsbruck Österreich
4. Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Kepler Universitätsklinikum Linz Österreich
5. Abteilung für Klinische Mikrobiologie Klinisches Institut für Labormedizin Medizinische Universität Wien Wien Österreich
Abstract
ZusammenfassungHintergrund und ZieleLymphogranuloma venereum (LGV) ist eine sexuell übertragene Erkrankung verursacht durch Chlamydia trachomatis (CT), Serovar L1–L3. Eine Zunahme von LGV ist vorwiegend bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), beobachtet worden. Die Unterscheidung zwischen LGV und Nicht‐LGV‐Serovaren hat therapeutische Konsequenzen, daher wurden Prävalenz und Charakteristika von LGV innerhalb aller CT‐Infektionen untersucht.Patienten und MethodikAlle CT‐positiven Befunde, erhoben an den vier größten österreichischen HIV‐ und STI‐Kliniken von 04/2014–12/2021, wurden hinsichtlich Charakteristika der Erkrankung und Demographie der Patienten ausgewertet.ErgebnisseInsgesamt wurden n = 2083 CT‐Infektionen bei n = 1479 Personen dokumentiert. Das mediane Alter betrug 31,4 Jahre, 81% waren männlich, 59% MSM, 44% HIV‐positiv, 13% nutzten HIV‐Prä‐Expositionsprophylaxe. Serovaranalysen waren bei 61% (1258/2083) verfügbar, wobei L1–L3 in 15% (192/1258) aller Fälle nachgewiesen wurde. Bei MSM mit rektaler CT‐Infektion waren 23% (101/439) LGV. LGV‐Fälle verglichen mit CT‐Infektionen traten vermehrt bei MSM (92% [177/192] vs. 62% [1179/1891], p < 0,001), HIV‐Positivität (64% [116/180] vs. 46% [631/1376]; p < 0,001) und konkomitanter Syphilisinfektion (18% [32/180] vs. 7% [52/749]; p < 0,001) auf. LGV‐Infektionen verliefen zumeist asymptomatisch (45% [87/192]), gefolgt von Proktitis (38% [72/192]).SchlussfolgerungenLymphogranuloma venereum machte 23% der rektalen CT‐Infektionen bei MSM aus und 45% aller LGV‐Fälle waren asymptomatisch. Bei fehlender CT‐Serovar‐Analyse sollte in Risikopopulationen eine erhöhte LGV‐Prävalenz in Betracht gezogen und bei der empirischen Therapiedauer berücksichtigt werden.