Lernen, die Orientierung zu verlieren: Von der Arbeit am kolonialen Nachleben in Theater, Forschung und Lehre
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Published:2023-12-01
Issue:2
Volume:34
Page:
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ISSN:0930-5874
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Container-title:Forum Modernes Theater
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language:de
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Short-container-title:fmth
Author:
Schade Julia,Gabriel Leon
Abstract
Wie etwas verlernen, in das wir selbst verstrickt sind? Der Beitrag geht anhand unserer eigenen Praxis als zwei weiße Lehrende in der Theater- und Medienwissenschaft an deutschen Institutionen der Frage nach, wie in der Seminarsituation, theoretischen Diskussionen und szenischen Künsten ein über Jahrhunderte entstandenes koloniales Darstellungs- und Blickregime verlernt bzw. verändert werden kann. Denn diesem Regime stehen wir nicht distanziert als unserem vermeintlich objektiv gegebenen Untersuchungsbereich gegenüber, sondern sind darin mitsamt unseren Disziplinen verstrickt. Um mit dem kolonialen Nachleben unserer Disziplin wie unserer Gegenstände umzugehen, greifen wir insbesondere dekonstruktive Positionen europäischen Denkens auf und bringen diese mit dekolonialen Ansätzen bzw. solchen aus den Black und Critical Race Studies zusammen. Dabei suchen wir nach den Möglichkeiten für unsere Lehre und Forschung, Dekolonisierung als eine Praxis des Orientierungsverlusts zu verstehen, um die bisherigen, am sogenannten ‚Globalen Norden‘ ausgerichteten Denkmuster und Episteme zu hinterfragen. Der Beitrag hebt abschließend einige Schwierigkeiten eines solchen Ansatzes hervor.
Publisher
Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG