Abstract
Obwohl Expert*innen aus der Medienwelt immer wieder die Bedeutung struktureller Passung zwischen Musik- und Filmebene audiovisueller Medien betonen, gibt es bisher nur wenige Studien, die die möglichen Effekte struktureller Passung in den Fokus nehmen. Die vorliegende Studie untersucht daher die Auswirkungen struktureller Passung auf die Emotionalität, das räumliche Präsenzerleben und die allgemeine Filmbewertung. Basierend auf einem Arktisreisefilm (3 min) wurden drei Stimulusversionen mit verschiedenen Passungsgraden (konsonant, out-of-phase, dissonant) der Musik- und Filmebene für ein einfaktorielles between-subjects Online-Experiment erstellt. Musik, die strukturell besonders gut zum Film passt, kann die Gefühle der Rezipierenden beeinflussen—ANCOVAs (Kovariate: musikalische Vorbildung) zeigen signifikante Einflüsse für die Emotionen Transzendenz und Beruhigung. Strukturelle Passung kann ebenfalls bedingen, zu welchem Grad Rezipierende den Eindruck haben, körperlich in die Welt des Films einzutauchen. Dass eine strukturelle Passung von Musik und Film beeinflusst, wie Rezipierende den Film bewerten, konnte mit den vorliegenden Daten jedoch nicht gezeigt werden. Musikalische Vorbildung, als Kovariate, hatte keinen Einfluss. Die Ergebnisse des Experiments mit realistischer Rezeptionssituation lassen sich in den bisherigen Forschungsstand einordnen und deuten auf zumindest kleine Effekte der strukturellen Passung hin. Als Gründe für die zum Teil geringen gemessenen Unterschiede werden die Online-Durchführung und die komplexe Bearbeitung des Stimulusmaterials diskutiert. Für zukünftige Forschung in diesem bislang wenig beachteten Feld wird empfohlen, die Validität des Stimulusmaterials zu verbessern und weitere Kovariaten (wie Musikgeschmack, visuelle Expertise) zu berücksichtigen. Abschließend werden als mögliche Erklärungsansätze der Effekte struktureller Passung die Konzepte Fluency und Entrainment diskutiert.
Publisher
Leibniz Institute for Psychology (ZPID)