Intention als psychischer Prozess: Eine Suche nach Spuren in der allgemeinpsychologischen Forschung* * Wir danken Klaus Foppa und Friedhart Klix für konstruktive Anmerkungen zum Manuskript.

Abstract

Zusammenfassung: Die vornehmliche Aufgabe der Psychologie sah Franz Brentano (1874) darin, den Geist des Handelnden zu erforschen, während er sich mit Gegenständen, Absichten und Zielen befaßt. In den seitdem vergangenen mehr als hundert Jahren hat sich die psychologische Forschung dieser Aufgabe allerdings nur zögerlich angenommen. Obwohl die Mechanismen intentionalen Handelns in den psychologischen Abhandlungen von Philosophen wie Herbart , Brentano und Lotze sowie in den theoretischen Erwägungen von so prominenten Psychologen wie James und Wundt eine nicht geringe Rolle spielten, kam es zu ihrer experimentellen Erkundung allein im Rahmen der “Würzburger Schule”. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Dominanz von Behaviorismus und Gestaltpsychologie fanden jedoch die vor allem von Ach und Selz entwickelten Ansätze wenig Verbreitung. Erst durch Tolmans Untersuchungen zum latenten Lernen wurde zielgerichtetes Verhalten drei Jahrzehnte später wieder ein beachteter Forschungsgegenstand. Das neu erwachte Interesse an der Untersuchung von Intentionen nahm jedoch in dem Maße ab, in dem die Psychologie der Informationsverarbeitung zum führenden Paradigma wurde. Erst seit kurzem werden Fragen nach der Struktur und Wirkungsweise von Intentionen wieder experimentell bearbeitet. Obwohl die erreichten Einsichten noch kaum über das Gedankengut des vorigen Jahrhunderts hinausgehen, bleibt zu hoffen, dass diesmal die Forschungsbemühungen nicht wieder aufgegeben werden. Das Thema ist zu wichtig.