Die Beobachtungsskala „Therapie-relevante interpersonelle Verhaltensweisen” (TRIB) in der Auswahl von Teilnehmern der Psychotherapieausbildung

Abstract

Zusammenfassung. Fragestellung: Auswahlverfahren besitzen an privaten wie an universitären Einrichtungen zur Ausbildung von Psychotherapeuten eine langjährige Tradition, obwohl für diese Verfahren keine Überprüfung der diagnostischen Validität vorliegt. Das Ziel dieser Untersuchung ist die psychometrische Überprüfung und Validierung einer Beobachtungsskala, die im Rahmen eines Auswahlverfahrens eingesetzt wird und auf die Erfassung der therapierelevanten interpersonalen Kompetenz der Ausbildungsteilnehmer abzielt. Methode: Mithilfe einer Skala von 9 Items wurden n = 82 Auswahlteilnehmer im Rahmen von Gruppensituationen eingeschätzt. Die Skala wurde psychometrisch überprüft und nach 5 Jahren anhand von mehreren Erfolgskriterien bei n = 20 Teilnehmern eines Ausbildungsjahrgangs validiert. Ergebnisse: Die psychometrische Überprüfung ergab eine eindimensionale Struktur der neun Items (77,5% Varianzaufklärung) mit einer internen Konsistenz von α = 0.96. Die gefundenen Zusammenhänge zwischen der Beobachtungsskala und dem eingesetzten Spektrum von Eignungskriterien liegen bei r = 0.5. Inhaltlich zeigte sich, dass sich diejenigen Ausbildungsteilnehmer, die bereits im Auswahlverfahren im Sinne einer spezifischen interpersonalen Kompetenz als weniger geeignet eingeschätzt wurden, sich im Verlaufe der Ausbildung weniger kooperativ in Verwaltungsangelegenheiten zeigten sowie zum Abschluss ihrer Ausbildung weniger reguläre Therapiebeendigungen, eine niedrigere Diagnostikcompliance und einen niedrigeren durchschnittlichen Therapieerfolg aufwiesen. Diskussion: Angesichts des 5-jährigen Prognosezeitraums sind die gefundenen Korrelationen als sehr gut zu bewerten. Die Frage, ob es sich bei der erfassten interpersonalen Kompetenz um spezifische therapierelevante oder um eine allgemeine Interaktionskompetenz handelt, gilt es in zukünftigen Arbeiten zu prüfen.