SHAME–Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung positiver und negativer Aspekte von Scham

Abstract

Hintergrund: Scham wird mit unterschiedlichen psychischen Störungen, insbesondere mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), aber auch mit der Einhaltung sozialer Normen und der Selbstregulation in Zusammenhang gebracht. Fragestellung: Können mit einem Instrument positive wie negative Schamaspekte erfasst werden? Methode: Ein Fragebogen (SHAME) wurde entwickelt, der körperliche und kognitive Scham als adaptive sowie existenzielle Scham als pathologisch-dysfunktionale Subskala konzipiert und itemanalytisch (Stichprobe 1) überprüft, sowie an Gesunden (Stichprobe 2) und BPS-Patientinnen (Stichprobe 3) getestet. Ergebnisse: In einer Validierungsstudie (N= 506, Stichprobe 2) weist der SHAME gute Reliabilität sowie eine stabile Faktorstruktur auf. Frauen berichteten insgesamt höhere Schamwerte als Männer. Im Vergleich zu gesunden Frauen erreichten BPS-Patientinnen insgesamt und insbesondere hinsichtlich existenzieller Scham höhere Werte. Schlussfolgerungen: Der Fragebogen SHAME erscheint geeignet für die Erfassung verschiedener Schamaspekte. Dabei kann durch existenzielle Scham ein dysfunktionaler Schamaspekt abgebildet werden, wohingegen die mittleren Ausprägungen körperlicher und kognitiver Scham in Stichprobe zwei auf funktionale Aspekte hindeuten.