Abstract
Zusammenfassung. Der Regulationstheorie der Sprachproduktion folgend gibt eine Ist-Soll-Diskrepanz jenseits tolerierbarer Grenzen ggf. den Anstoß zum Sprachproduktionsprozess, der in eine Äußerung mündet (vgl. Herrmann & Grabowski, 2003 ). Wir nehmen an, dass die Stärke der Ist-Soll-Diskrepanz die Häufigkeit der Verbalisierung von Soll- und Ist-Informationen in der sprachlichen Äußerung beeinflusst. Bei starkem Ziel werden mehr Soll-Informationen erwartet als bei schwachem Ziel. In zwei Rollenspielexperimenten wurden Äußerungen Jugendlicher in Konfliktgesprächen mit der Mutter erhoben, wobei die Stärke der Ist-Soll-Diskrepanz, operationalisiert über die Bedeutsamkeit des Zieles in einer Konfliktsituation, variiert wurde. Um Einflüssen der Kommunikationssituation nachzugehen, wurde das erste Experiment mündlich (N = 53), das zweite schriftlich (N = 131) durchgeführt. Insgesamt wurden schriftlich mehr Soll-Informationen verbalisiert. Im mündlichen Rollenspielexperiment fanden sich wie erwartet bei starkem Ziel mehr Soll-Informationen als bei schwachem Ziel. Im schriftlichen Rollenvorstellungsexperiment dagegen waren bei starkem Ziel sogar weniger Soll-Informationen zu verzeichnen, was unter Berücksichtigung situationaler Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Sprachproduktion diskutiert wird.